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Wiener Internationale Kunst & Antiquitätenmesse: Weil Tradition alleine nicht genügt

Die WIKAM ist zwar eine der traditionsreichsten Kunst- und Antiquitätenmessen Österreichs, aber dieser Umstand alleine kann nicht über das Fehlen eines schlüssigen Gesamtkonzepts hinwegtäuschen. Verkaufen ist zwar zweifelsohne der Hauptzweck dieser Veranstaltung, aber wenn die potentiellen KundInnen mehr aus Gewohnheit denn aus Neugierde kommen, sollte dies gerade im Hinblick auf den zukünftigen Erfolg doch zu denken geben. Dabei fehlt es auch diesmal nicht an spannenden Objekten und Ständen, nur sind diese weder entsprechend prominent platziert noch in ein stimmiges Gesamtkonzept integriert. Wobei diesmal die honorige Galerie Heinze aus Salzburg ein absolutes Highlight in Bezug auf die Qualität der gezeigten Bilder darstellt. Neben Arbeiten von Miklos Nemeth und Albert Birkle sind vor allem zwei in ihrer Brillianz und Klarheit herausragende - an die Piktogramme Otto Neuraths erinnernde - Drucke von Viktor Vaserely (2400 bzw. 2700 Euro) zu erwähnen. Preislich am oberen Ende des bescheidenen österreichischen Marktes (385 000 Euro) angesiedelt findet sich bei Freller aus Linz ein ebenso ungewöhnliches wie stimmungsvolles Gemälde von Carl Moll. Das „Der Frühstückstisch“ betitelte Stilleben ist vermutlich in Molls Wiener Villa um 1925 entstanden und zeigt wie virtuos der Maler auch schwierigste Effekte wie die Reflexionen der Morgensonne auf den Kaffeetassen mit wenigen gekonnten Pinselstrichen festhalten konnte. Mit Fabian Patzak (1800-6400 Euro) und Günter Brus (8800-34 000 Euro) zeigt die Galerie Trapp einmal mehr, dass ein aufgeräumter Stand mit wenigen, aber ausgesuchten Werken zeitgenössischer Künstler neben der Überfülle an Biedermeier und Barock durchaus bestehen kann. Leider stellt eine solche Präsentation immer noch eine Ausnahme dar. Bei Figl St. Pölten gibt es neben außergewöhnlich qualitätsvollen spätmittelalterlichen Altarfiguren auch einen in seiner schlichten Eleganz und perfekten Erhaltung geradezu musealen Biedermeier Bücherschrank (12 900 Euro ). Leider führt dieser auch schmerzlich vor Augen, dass unter den beachtlichen Mengen an auf dieser Messe gezeigten antiken Möbeln nur wenige auch heute noch überzeugen. Klassische Antiquitäten zeitgenössisch zu präsentieren und in der Kombination mit Gegenwartskunst einem neuen Publikum näher zu bringen und vice versa könnte bei entsprechender Präsentation und Konzeption gerade hier gelingen. Leider ist von solchen Ambitionen auch diesmal wieder kaum etwas zu bemerken.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Wiener Internationale Kunst & Antiquitätenmesse
18 - 26.04.2015

WIKAM Künstlerhaus
1010 Wien, Karlsplatz 5
http://www.kunstkauf.at


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