Thomas W. Kuhn,
Daniel Keller - Kai loves Dalston Bushwick: Das Netzwerk als Territorium
Ashton Kutcher und Mark Zuckerberg: vielleicht nicht die ersten Namen, die einem im Zusammenhang mit Kunst in den Sinn kommen, aber eindeutig Angehörige einer Generation, die neuen Medien mit einem veränderten, alternativen Verständnis begegnen. Schauspieler und Risikospekulant Kutcher und Zuckerberg, Kontrolleur über das größte soziale Netzwerk der Welt, sind die zentralen Figuren der aktuellen Ausstellung von Daniel Keller. Was will diese Generation smarter Heroen, die als Digital Natives Finanz- und Wirtschaftswelt auf den Kopf stellen? Wie definieren sie mit Marktmacht und Know-how Gegenwart und - zumindest nähere - Zukunft?
Daniel Keller untersucht dieses Mix-Topia. Halb Versprechung, halb Drohung, kündet er initial mit einem süßlichen, computergenerierten Bild eine hybride Romanze an: auf der einen Ebene vereint sich der imaginäre Sohn Zuckerbergs Kai mit Kutchers imaginärer Adoptiv-Tochter afroamerikanischer Herkunft Bushwick. Dalston, imaginäre leiblich-genetische Tochter Kutchners, bleibt außen vor, wird streichend negiert. Korrespondierend stapeln Dalston und Bushwick auf prähistorisch-primitiv erprobte Weise Steine im Angesicht einer Erdöl- oder Erdgaspipeline übereinander auf. Formal ein grober Akt, Ausdruck früher menschliche Kultur, die in einem Theaterstück des Künstlers und seiner Freundin keineswegs eine artistische Überhöhung sucht.
Diese Steinstapel, kurz "stacks", finden ihre Fortsetzung in mehreren Wandreliefs. Sie sind wie das Bildmotiv mit Kai & Co. rechnergestützte Produkte. Durch Computer-Aided-Manufacturing gefertigt, handelt es sich um hyperpräzise Material-Kombinationen, teils aus Kunststoff, Material und Holz, in Form von Puzzleteilen und Händen, deren kompositorische Komplexität keineswegs mit ihrer vordergründig simplen Anmutung korreliert. Parallel züchtet Daniel Keller Algen, die als biologisches High-Tech-Produkt der Energie-Versorgung, wie auch der unmittelbaren menschlichen Verstoffwechselung dienen mögen. Schläuche verbinden hier mehrere Kuben mit grün melierter Flüssigkeit, ein biologisches Netzwerk in Entsprechung zum Elektronischen.
Das neue Wirtschaften in der Grauzone von Bio- & Hochtechnologie spiegelt sich schließlich in den Paravant-artig aufgestellten vertikalen Glasscheiben, die einem Geschäft in Kreuzberg entstammen. Regelmäßig zerstört von Gentrifizierungsgegnern stehen diese Scheiben eben für jene Wirtschaft und jene Generation, die Daniel Keller mit der neuen Ökonomie des Silicon Valley und dessen sozialen Strukturen assoziiert.
Formal muss das Ganze widersprüchlich wirken und es bleibt vollkommen unklar, wo die Sympathien des Künstlers liegen. Das Ausgangsmotiv mit Pipeline, vielfältig bunter Flora und schlanken, großgewachsenen jugendlichen Frauen bedient Klischees. Aber diese Klischees bricht Daniel Keller letzten Endes wie das Glas, das von den Kreuzberger und Neuköllner Gruppierungen beschädigt wird, die sich entlang der Verwerfungslinien urbaner Moden in anarchistischen Selbstfindungsritualen stil- und ausgesprochen territorialbewusst entfalten.
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Daniel Keller - Kai loves Dalston Bushwick
01.05 - 04.07.2015
Kraupa-Tuskany Zeidler
10999 Berlin, Kohlfurter Straße 41/43
Tel: +49 30 688 127 10
Email: office@k-t-z.com
https://www.k-t-z.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 12-18 h
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