Mark Dion - Vanishing Wonders & New Curiosities: Von der Natur der Kultur

Die Kunst von Mark Dion steht seit den frühen 1990er Jahren vor allem auf zwei Standbeinen: Die lebensbedrohliche Gefährdung „unserer“ Umwelt sowie die Repräsentation von Natur sind die beiden thematischen Eckpfeiler dieses inzwischen umfangreichen Oeuvres. In seiner Ausstellung „Vanishing Wonders & New Curosities“ in der Galerie Nagel Draxler gelingt es dem US-Amerikaner einmal mehr beide Aspekte in einen gleichsam dialogischen Zusammenschluss zu bringen. Bekannt sind Mark Dions Skulpturen, in denen ausgestopfte Tiere auf Sockeln stehen, die aus Abfällen unserer Konsumgesellschaft bestehen, man denke etwa an seine Arbeit „Polar Bears and Toucans (From Amazons to Svalbard), 1991, wo ein Eisbärpräparat mit einem gelben Kassettenradio im Maul in einem metallenen Waschtrog sitzt. Dieses Prinzip variiert der Künstler jetzt insofern als er in seiner Ausstellung sowohl die Sockel wie die auf ihnen positionierten Exponate vor allem aus den Archiven der Dresdner Kunsthochschule entnommen hat. So ist da die Skulptur „Alligator Mississippiensis“, 2014, zu sehen, der Schädel eines Krokodils, liegend auf einer wirren Ansammlung von Kulturgegenständen wie z. B. Teekannen, Münzen, Perlenketten und Schlüssel. Letztes Jahr waren Arbeiten wie diese in Dresden, u.a. in dem legendären „Grünen Gewölbe“, noch wie Wunderkammern präsentiert und betonten so vor allem die historische Genese unserer Wahrnehmung von Natur und der damit einhergehenden, mehr oder weniger wissenschaftlich begründeten, Trennung von Kultur und Natur. Jetzt im sterilen white cube der Galerie Nagel gelingt es Mark Dion eine weitere Dimension seiner Arbeiten zu intensivieren, nämlich die sensibel-surreale, zuweilen fast schon dämonisch anmutende Poesie, die ihnen innewohnt. Ergänzt wird die intelligente Ausstellung u. a. durch Zeichnungen, die die gezeigten Skulpturen als Planskizzen vorbereiten. Unbedingt anschauen also!