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Andrea Büttner - 2: 2 wie Tag und Nacht

Immer diese Entscheidungen, eine Ausstellung, zwei Räume. Tritt man nun in den linken, hell erleuchteten, mit unterschiedlichster Flachware ausgestatteten oder in den rechten, abgedunkelten, aus dem Klavierklänge zu vernehmen sind? 2 nennt sich Ausstellung von Andrea Büttner im Kölner Museum Ludwig und es ist davon auszugehen, dass eben jene beiden Räume und die Entscheidung des entweder/oder titelgebend sind. Nach gut abendländischer Tradition und in Leserichtung nun also dann doch links ins helle, auch weil einem da mittels laminierter Blätter nähere Erklärung versprochen wird zu den 11 großen Tableaus mit Abbildungen unterschiedlichster Provenienz und Medialität. An Warburgs Mnemosyne Atlas denkend, versucht man Verbindungen unter den einzelnen Motive herzustellen, Zusammenhänge zu finden, Narrationen zu lesen und kommt doch auf keinen grünen Zweig. Geht auch nicht, denn der roten Faden, das das so unterschiedliche Anschauungsmaterial zusammenhält, liegt gebunden als Ansichtsexemplar auf der Sitzbank. Hier, als visuelle Ergänzung zu einem Text, funktionieren jene Bilder vortrefflich. Büttner, die neben ihrem Kunststudium in Berlin und London eines der Philosophie an der Spree abgeschlossen hat, war daran gegangen Immanuel Kants „Kritik der Urteilskraft“ zu illustrieren, was nun lose zu Tafeln arrangiert an der Wand hängt, ist die Bebilderung des Werkes. Auf Grundlage der Buchbestände von Kants privater Bibliothek hat die Künstlerin hierbei auf das Bilderwissen des Meisters bezuggenommen und durch allerlei anderes Anschauungs- und Bildmaterial ergänzt, im Text genannte Werke speziell dort gekennzeichnet. Die dergestalt von Büttner illustrierte Kantausgebe erscheint nächstens im Felix Meiner Verlag, alleine als Präsentationsform innerhalb der Ausstellung wirkt das Arrangement im Vergleich zur den anderen Arbeiten Büttners, nun ja, etwas unterkomplex. Ebenfalls mit historischem Material verfährt Büttner in ihrer neuesten Arbeit, der Installation „Piano Destructions 2014“ im abgedunkelten Teil der Ausstellung. Neun Pianistinnen spielen in dieser, auf Video aufgezeichneten Performance synchron Stücke von Schumann und Chopin. Parallel, an der seitlichen Wand laufen Aufzeichnungen von Aktionen, in denen Künstler Klaviere bis hin zur Zerstörung malträtieren. Während es in der Rockmusik zum guten Ton gehört, Gitarren zu zertrümmern, nimmt man sich in den visuellen Künsten lieber des gut bürgerlichen Tasteninstruments an. Vornehmlich, so ist es auch in den Begleittexten zu vernehmen, sind es männliche Protagonisten, die es auf die Klaviere abgesehen haben. Recht deutlich steht hier weibliche Perfektion männlicher Destruktion gegenüber. Man wechselt nochmals in den hellen Raum, betrachtet die abstrakten Hinterglasmalereien und großformatigen Holzschnitte, beides traditionelle Handwerkstechniken der Volks- wie Alltagskultur. Und schmunzelnd stellt man sich vor, wie die Künstlerin für das Blatt „Piano“ ein solches fein säuberlich zerlegt hat, um die Teile des hölzernen Korpus akkurat geordnet als Druckstöcke zu verwenden.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Andrea Büttner - 2
05.09.2014 - 15.03.2015

Museum Ludwig
50667 Köln, Bischofsgartenstr. 1
Tel: +49-221-221-26165
Email: info@museum-ludwig.de
http://www.museum-ludwig.de
Öffnungszeiten: Di - So 1018, jeden 1. Donnerstag im Monat 10-22 h


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