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Horst Stein. HORN, reloaded: Hörner des Bösen

Man hatte Horst Stein womöglich bislang als Fotograf im Auge. Als aufmerksamer Flaneur in der Natur, im urbanen Raum und jenen Unzonen dazwischen. Als sensibler Beobachter, der ästhetischen Fragestellungen stets ein wohl recherchiertes Konzept gegenüberstellt. Sein Umgang mit menschlichen Protagonisten zeigt bisweilen einen Anflug von Ironie ohne je entblößend zu sein. Vielleicht kennt man Horst Stein aufgrund seines Projekt „arT-SHIRT, in dem es neben der Option die Leiberln mit den heiter, sinnig bis untergriffigen Sprüche zu bestellen vornehmlich um eine Form von Selbstreflexion des Users ging in der Frage wie weit das Zutrauen in einem selbst oder anderer geht, mit derlei Messages auf der Wampe in die Öffentlichkeit zu treten. Sprache als Metaebene ist generell ein Thema, das dieses medial vielfältige Oeuvre verbindet. Nun zeigt Horst Stein in der Galerie Agnes Reinthaler erstmals eine Ausstellung mit Werken, ausschließlich Öl auf Leinwand. „HORN, reloaded“ ist der Titel dieser 21-teiligen Serie in drei unterschiedlichen Formaten, von der aufgrund der übersichtlich dimensionierten Galerieräumlichkeiten lediglich 7 ausgestellt werden können. Das gesamte Konvolut kann allerdings als Kunstdruckedition nicht nur erworben, sondern auch betrachtet werden. In aller Flüchtigkeit lassen sich die Leinwände ohnedies nicht rezipieren. „Malerei darf Malerei, Idee darf Idee, Konzept Konzept sein“ lautet die Devise und irgendwie möchte man dann doch all diese Aspekte im Auge behalten. Das Motiv des Füllhorns, mal massiv, mal schemenhaft oder rudimentär erkennbar, zieht sich als verbindende Idee durch die Serie. Doch in diesem Falle treten aus der Öffnung nicht unbedingt nur ein Überfluss an guten Dingen zutage. Da surfen Männer auf verschnürten Frauenleibern, da purzeln einschlägig geschorene Pudel daher, da sind putzige Engerln um einen Kabelsalat in einen Abhörskandal verwickelt. Eine angeleinte Hyäne (den Halter hat es ob der leidenschaftlichen Wucht umgehauen) kopuliert mit einem Schatten seiner Art während sie gierig auf ein Giraffenpaar blickt, die aufgrund ihrer ungelenken Statur, eher Schwierigkeiten bei ihrem amourösen Tun haben. Da stellt ein verknotetes Schwänzchen ein eher geringes Problem dar. Sorgsam bedacht, sind einzelne Details für die unterschiedlichsten Entfernungen des Betrachtens gemalt. Was von der Ferne an Materialität überzeugt, wird beim Näherkommen zum losen Gewirr von Pinselstrichen, während andere Bereiche an nachgerade haptischen Qualitäten gewinnen. Die Leinwände sind nicht zugemalt, Idee ist nicht ausgereizt, das Konzept nicht überstrapaziert. Der Titel „HORN, reloaded“ birgt durchaus etwas Bedrohliches. Jene Behältnisse sind nicht liebevoll befüllt wie man etwa Nikolausstiefel vorfindet, sie sind in ihrer wörtlichen Übersetzung nach geladen. Ehe man sich versieht, quillt aus dem Symbol für Glück, Überfluss und Reichtum das schiere Gegenteil, wird zur gegen den Empfänger gerichteten Munition.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Horst Stein. HORN, reloaded
21.01 - 28.02.2015

Galerie Reinthaler
1060 Wien, Gumpendorfer Straße 53
Tel: +43 699 106 81 871
Email: office@agnesreinthaler.com
http://www.agnesreinthaler.com
Öffnungszeiten: Do, 14.05., Fr, 15.05., Mi, 20.05., Do, 28.05., Fr, 29.05., Do, 04.06., Fr, 05.06., Mi, 10.06., Do, 18.06., Fr, 19.06., Do, 25.06., Fr, 26.06. jeweils von 14 bis 18 Uhr


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