Werbung
,

Armando Andrade Tudela - Nomadismus beginnt zu Hause: Stationen der Kunst?

Die neue künstlerische Leiterin des Künstlerhaus Bremen Fanny Gonella hat ihr Programm für die ersten 12 Monate ihrer Amtszeit unter den Aspekt “künslerische Produktion im Prozess“ gestellt. Dazu hat Armando Andrade Tudela jetzt seine Ausstellung „Nomadismus beginnt zu Hause“ konzipiert. Der Titel der intelligenten Show, der an Positionen der 1990er Jahre wie Rirkrit Tiravanija oder Franz Ackermann denken lässt, führt ein wenig in die Irre, geht es doch Tuleda hier doch vor allem um die Erkundung der Möglichkeiten, die Ästhetik objekthafter Kunstwerke in das zeitbasierte Medium Film zu übersetzen. Im Zentrum der Ausstellung des peruanischen Konzeptkünstlers stehen dann auch die drei Filme „Eli Origin de la Contalbildad“, 2014, „Nomadism Begins at Home (Diptychon),“, 2014, und „5 Estaciones“, 2014. Alle Filme wurden speziell für „Nomadismus beginnt zu Hause“ gemacht, alle sind auf 16 mm gedreht und alle drei zitieren das Genre des Dokumentarfilms, um dann aber dessen antidramatische und dezidiert nicht fiktionale Sprache mit einer poetischen Mehrdeutigkeit aufzuladen. Und noch Eines haben die drei Filme gemeinsam: Sie lassen sich letztlich auch als künstlerische Gebrauchsanweisung lesen. Ein Beispiel hierfür ist Tuledas etwa 1.30 Minuten kurzer Film „El Origin de la Contalbildad“ in dem weiße kubische Gips- und schwarze Keramikformen von zwei Assistenten Tudelas getauscht werden: Eine Keramik – gegen eine Gipsform – Momente wie Wert und Zirkulation werden so reduziert auf ihre minimalste Form. Zudem bleibt die Frage wer in diesem Tauschgeschäft Objekt ist und wer Subjekt offen: Handeln die Assistenten oder bestimmt die Form der beiden Gegenstände, bei denen es sich um „Restposten“ aus dem Atelier des Künstlers handelt, das Geschehen? Auf jeden Fall aber treten hier Mensch mit Objekt, Mensch mit Mensch und Objekt mit Objekt in einen prozessualen Dialog – ganz im Sinne von Bruno Latours „Parlament der Dinge“. In dem Film „Nomadism Begins at Home“ wird ein Baumast und eine rote Plastiktüte, die an diesem hängt, von einem jungen Mann auf verschiedenen Weise getragen. Interessant ist hier vor allem, wie es dem Künstler gelingt, dem lapidaren Geschehen, das auch an Franz Wests „Passstücke“ anspielt, fast schon malerische Qualitäten abzugewinnen. Nicht zuletzt die entschiedene Farbgebung – blaue Jacke, rote Tüte, grüner Hintergrund – und die präzise Komposition der Posen des jungen Mannes, leistet eben dieses. Eine sehenswerte Ausstellung!
Mehr Texte von Raimar Stange

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Armando Andrade Tudela - Nomadismus beginnt zu Hause
27.09 - 30.11.2014

Künstlerhaus Bremen
29199 Bremen, Am Deich 68 / 69
Tel: +49 421 508 598, Fax: +49 421 508 305
Email: buero@kuenstlerhausbremen.de
http://www.kuenstlerhausbremen.de/
Öffnungszeiten: Mi-So 14-19 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: