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ArtInternational Istanbul: Horn der guten Hoffnung

Wenn man eine Rückkehrerquote von über 50 Prozent als Erfolg zu verkaufen versucht, ist das ein Signal, dass das Geschäft eine Herausforderung ist. Das dürfte den Machern vder ArtInternational in Istanbul allerdings von Anfang an klar gewesen. Schließlich haben sie letztes Jahr ihre Messe in direkter Konkurrenz zu einer bereits bestehenden Veranstaltung initiiert. Anders als die Contemporary Art Istanbul ist sie jedoch tatsächlich international: Von den 77 Teilnehmern stammt lediglich ein Dutzend aus der Türkei. Die "Kollegen" kommen ungefähr auf 50/50, mit Tendenz zur weiteren Regionalisierung. Für den Neuling ist das größte Problem der Kontakt zu den einheimischen Käufern. Da ist der ältere Platzhirsch im Vorteil, weil er von einem bestens vernetzten Einheimischen organisiert wird, der jedes Mal für ein volles Haus mit den Wohlhabenden der Stadt sorgt. Die auswärtigen und am internationalen Diskurs interessierten jüngeren türkischen Sammler jedoch scheinen die AI eindeutig zu bevorzugen. Thomas Krinzinger, dessen Galerie von Anfang zu den Unterstützern gehört hat, freut sich schon am Tag nach der Eröffnung: "Wir haben in die Türkei, nach Abu Dhabi und nach Deutschland verkauft." Das war im Voraus gar nicht so selbstverständlich: "Für mich war das wichtigste, dass diese Messe in diesem Jahr auch ohne Biennale funktioniert. Aber eins ist klar: Dadurch, dass heuer keine Biennale ist, sind weniger internationale Sammler da. Aber es gibt immer mehr jüngere Sammler. Das ist einfach ein sehr wachsender Markt. Wir waren einfach davon überzeugt, dass man hier etwas wirklich Internationales aufbauen kann." Der Überzeugungsarbeit ist es wohl zu verdanken, dass der Anteil österreichischer Aussteller mit sechs vergleichsweise hoch ist. Gleich drei der nur vier deutschen Galerien kommen aus Berlin. Kuckei + Kuckei, die gerade ihr zwanzigjähriges Betriebsjubiläum hinter sich gebracht haben, bereuen das Experiment schon am ersten Besuchertag nicht. Sie haben zwei Stecknadel-Sternbilder von Miguel Rothschild in den Nahen Osten vermittelt. Die recht junge Galerie Kornfeld hat von Tamara Kvesitadze zwar nicht die mitgebrachte Skulptur verkauft, aufgrund dieser aber eine ungefähr dreimal so große ähnliche Skulptur für den Außenbereich in den Nahen Osten verkauft. Paul Kasmin aus New York nutzt das Gastspiel, um Taner Ceylan eine Plattform zu geben. Der türkische Künstler hat in seiner Heimat keine Galerie, weil er Homosexualität offen thematisiert, die in der Türkei zwar per se nicht illegal ist, jedoch gleichwohl nicht offen gezeigt werden kann. Im Messekontext geht das hingegen. Den beiden Direktoren Stephane Ackermann und Dyala Nusseibeh ist durchaus bewusst, dass man am Bosporus nicht unbedingt auf sie gewartet hat und sie ihre Aussteller sehr sorgfältig akquirieren müssen, um Enttäuschungen zu vermeiden: "Wir haben letztes Jahr angefangen und es gab Galerien, die schon Verbindungen nach Istanbul hatten und diese weiterentwickeln wollten. Wir schauen sehr darauf, wer schon Verbindungen hat und laden gezielt ein." Noch klingt das eher nach frommem Wunsch. Zum Teil scheinen Teilnehmer nicht zu wissen, auf was sie sich eingelassen haben, zum Teil scheint die Auswahl nicht unbedingt an der Qualität der Galerien ausgerichtet. Doch als erst zweite Ausgabe der Messe am Goldenen Horn, die nicht mit winterlichen Strandfreuden oder Hipness-Faktor in einer Boomphase punkten kann, ist das Ergebnis vielversprechend.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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ArtInternational Istanbul
26 - 28.09.2014

Haliç Congress Center
34445 Istanbul, Sütlüce Mah. Karaagac Cad. Beyoglu,
http://istanbulartinternational.com


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