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curated by_ Kristina Scepanski: Instrumental Assistance: Sensorium des Digitalen

Im Rahmen der Schiene „curated by_“, die dieses Jahr den Titel „The Century of the Bed“ trägt, gestaltete die junge deutsche Kunsthistorikerin Kristina Scepanski einen sehenswerten Beitrag bei Andreas Huber. Betitelt ist die Ausstellung mit „Instrumental Assistance“ und behauptet damit, dass das Bett als Teil unseres Körpers gedacht werden kann. Vom Bett aus wird Blick und Erfahrung von körperlosen digitalen Welten möglich gemacht. Diese These unterstreichend, begegnet uns am Eingang ein Druck von Camille Flammarion, aus dem Jahr 1893. Ein Mann liegt auf seinem Bett und hantiert an zahlreichen Projektoren und Apparaturen. Die Maschinen ermöglichen ihm die Welt als Film an der gegenüberliegenden Wand wahrzunehmen ohne sich aus dem Bett bewegen zu müssen. Dieser Widerspruch der körperlichen Passivität eines Liegenden mit der Fülle an Wahrnehmungsmöglichkeit zu vereinen ist das nicht einfache Thema dieser Ausstellung. Und es ist ein Thema, das die zeitgenössische Kunst sichtlich schon seit den Anfängen der Bilderprojektion beschäftigt. Der historische Stich leitet die Besucher weiter in den ersten Raum wo die Arbeiten des jungen Berliners Timur Si-Qui ausgestellt sind. Es sind dies längliche Aluminiumplatten auf denen stoffähnliche Farbaufträge in grau und violett zu sehen sind. Dabei handelt es sich um Yogamatten, die im Ofen auf Alu gebrannt wurden. Die Liegestatt verschmilzt somit mit dem Untergrund, sodass nur mehr ein (ober)flächiger färbiger Eindruck zurück bleibt. Auch hier erlebt der Betrachter einen Verlust des Haptischen und des Körperlichen. Ein Film des jungen New Yorker Tabor Robak im selben Raum unterstreicht diese These weiter. In dem Video „20XX“ wird eine Science Fiction Stadtwelt imaginiert, mit Hochhäusern, Flugobjekten, Lichtern und Werbebannern, deren filmische Schnitte durch Abrinnen von Wassertropfen gekennzeichnet sind. Wie auf einer Glasplatte vor der nicht zu betretenden Welt, die uns Betrachter aber magisch anzieht, rinnen die Wassertopfen hinunter. Auch hier wird ein Sehnsuchtsort in einer digitalen Ferne imaginiert. Wie solche Sehnsuchtsorte im digitalen Zeitalter noch aussehen können zeigt der New Yorker Jon Rafman anhand von Videos und C Prints. Er holte von den Websites großer Museen Bilder berühmter Künstler wie El Lissitzky und seiner Partnerin Lybov Popova, von Egon Schiele und Gustav Klimt und montierte sie zu einer Art alles überziehenden Dekors einer Innenraumgestaltung. Es entstanden an kommerzielle Interessen erinnernde Innenräume, deren Dekor man auf Füllfederhaltern oder Streichholzschachteln in vielen Museumshops der Welt finden kann. Am Ende des Ausstellungsrundgangs nach so viel Überfülle erwartet den Besucher ein einladendes Objekt des amerikanischen Künstlers Tom Burr. Es ist ein rotes Campingbett auf dem aufgeschlagen der englische Text „Against Interpretation“ von Susan Sontag liegt. Man möchte sich hinsetzen, verweilen und in diesem Buch blättern. Sontag kritisiert in diesem Essay auch manche Überinterpretation von Kunst und appelliert, die sensorische Wahrnehmung von Kunst nicht zu vergessen. Eine bemerkenswerte Anregung angesichts unserer digitalen Bilderwelten.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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curated by_ Kristina Scepanski: Instrumental Assistance
03.10 - 08.11.2014

Galerie Andreas Huber
1040 Wien, Schleifmühlgasse 6-8
Tel: +43-1-586 02 37, Fax: +43-1-586 02 37
Email: art@galerieandreashuber.at
http://www.galerieandreashuber.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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