
Ist Schamhaar schon Pornografie?
In Wien hatte sich im Vorfeld des Life Ball rund um das offizielle Ball-Plakat von David LaChapelle eine öffentliche Diskussion und einige Schmieraktionen entwickelt. Nun folgt ein weiterer, etwas absurd anmutender Streit in London. Im Rahmen der von der Society of Women Artists organisierten „153rd Exhibition 2014“ in den Londoner Mall Galleries, war auch das Bild Portrait of Ms Ruby May, Standing der in Berlin und London lebenden Künstlerin Leena McCall zu sehen. Nun musste die Zeichnung entfernt werden, nachdem es Beschwerden über den pornografischen Inhalt gegeben hatte. Die Verwaltung der Mall Galleries ließ das Werk daraufhin mit der Begründung entfernen, dass man empfindlichen Erwachsenen und vor allem Kindern verpflichtet sei, zumal das Bild auf dem Weg zu den Workshopräumen für das Kinderprogramm zu sehen gewesen sei. Während LaChapelles Fotomontage kurz nach dem Sieg von Conchita Wurst beim Eurovisions Song Contest mit einer unbehaarten, mit Brüsten und einem Penis ausgestatteten Figur die aktuelle Gender- und Toleranzdebatte anheizte, geht man in London vor ein wenig Aufregung um sichtbares Schamhaar gleich in die Knie. Dabei waren es laut Umfragen in Wien weniger die Geschlechtsorgane, die Kinder irritierten sondern vielmehr der im Vordergrund liegende Mann, der über seinem Kopf eine geäderte und damit eventuell sogar lebendige Blase trägt. Vielleicht lag es aber auch einfach am provokanten Ausdruck der Ruby May, der in Berlin lebenden Britin, die sich selbst als „sexpansionist“ bezeichnet, der für die eigentliche Irritation sorgte. Oder einfach dass in einer sexualisierten und rasierten Werbe-Bilderwelt, das Schamhaar schon Provokation genug ist. Leena McCall hat jedenfalls eine Diskussion auf Twitter begonnen, der man unter #eroticcensorship folgen kann.
