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Wael Shawky - Al Araba Al Madfuna: Jenseits des Wissens

Die Wiener Festwochen-Ausstellung geht auch wie die heurigen Festwochen selbst unter dem neuen Intendanten Markus Hinterhäuser neue Wege. Zu sehen sind im Feswochen-Zentrum – dem Künstlerhaus – Filme des Ägypters Wael Shawky und in der Karlsplatz Passage eine kleine Personale des malaysischen Filmemachers Tsai Ming-liang. Wael Shawky, Alexandriner des Jahrgangs 1971 hat Kunstgeschichte studiert und sich mit Fotografie, Film und Installationen beschäftigt. Seine Arbeiten waren auf der documenta 13 und auf der Biennale von Istanbul 2011 zu sehen. In „Al Araba al Madfuna I“ sehen wir in einem rund zwanzig minütigem Video Kinder, als Erwachsene in traditionelle arabische Gewänder mit Turbanen gekleidet, in einem abgedunkelten großen Raum sitzen. Das Gebäude ist von wenigen Fackeln erleuchtet. Die zehnjährigen Knaben erzählen abwechselnd eine Geschichte in arabischer Sprache. Englische Untertitel übersetzen die Erzählung, die auf der Novelle „Dayrout al Sharif“ des ägyptischen Autors Mohamed Mostagab basiert. Das irritierende an diesem Video ist, dass die Texte von Männerstimmen synchronisiert wurden. In der Erzählung geht es um einen pharaonischen Schatz der von der Dorfgemeinschaft gefunden werden möchte. Der Betrachter erlebt eine verstörende Darstellung. Denn die Kinder mit den aufgeklebten Bärten agieren nur in ihrer unmittelbaren Gestik und bleiben seltsam stumm durch die sprachlich nachsynchronisierte Interpretation der Männer. Shawky legt somit Schicht für Schicht einer Verfremdung vor die Linse und bleibt bei der eigentlichen Aussage dieser Filme im Ungefähren. Formal ergibt sich ein einnehmendes monumentales filmisches Bild einer oberägyptischen Gemeinschaft, in der Kinder die eigentlichen Protagonisten einer eher unverständlichen Erzählung sind. Shawky geht es in diesen beiden Filmen „Al Arab Al Madufuna I und II“ um die Schaffung einer dichten Atmosphäre die unterschiedliche Gefühle, Interpretationen und Narrationen zulässt. In seinem vierminütigen Loop „Telematch Shelter“ von 2008 wird Shawky konkreter. Man sieht zahlreiche Kinder in eine Art Beduinenzelt in der Wüste hineingehen bis der Eingang abgedeckt wird. Danach marschieren einzelne Kinder in einer Art lockeren Gänsemarsch wieder hinaus. Bunt gewandet, groß und klein illustrieren Sie das nomadische Sein. Sie erklären mithilfe ihrer wechselnden Marschrichtung, dass die unaufhörliche Bewegung das Element und das Leben der Nomaden ausmacht. Dieser Loop von Shawky hat Humor und spielt mit seinem Titel auch auf die beliebte Fernsehsendung „Telematch“ im Orient der 70er Jahre an. Zu dem malayischen Regisseur Tsai Ming-Liang, der in der Karlsplatzpassage auch in einem filmischen Beispiel die Kino-Besessenheit seiner Familie illustriert, gibt es im Rahmen der Festwochen eine umfassende Retrospektive.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Wael Shawky - Al Araba Al Madfuna
09.05 - 15.06.2014

Künstlerhaus Wien xx
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: 01 587 96 63, Fax: 01 587 96 36
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at/
Öffnungszeiten: täglich 10 - 18, do 10 - 21 uhr


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