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Theres Cassini - Möglichkeiten oder noch nicht geborene Wirklichkeiten: Ulrichs Eigenschaften

Langsam kreisen mit einzelnen Wörtern beschriftete Siebe über die Köpfe hinweg, die Begriffe überlagern sich, ergeben immer wieder neue Zusammenhänge, werfen Fragen auf. Es ist ein heiteres „mix and match“ der Wörter, das sich hier mit dem überdimensionierten Mobile auftut. Sind die „Ideen“ nun „müßig“ oder ist es die „Wirklichkeit“? Und was wohl sind „mögliche“ „Hirngespinste“? Die 29 literalen Versatzstücke stammen aus einem Roman und lesen sich ursprünglich folgend: „Da seine Ideen, soweit sie nicht müßige Hirngespinste bedeuten, nichts als noch nicht geborene Wirklichkeiten sind, hat natürlich auch er Wirklichkeitssinn; aber es ist ein Sinn für die mögliche Wirklichkeit...“ Theres Cassini hat sich für ihre Ausstellung im Robert Musil Literatur Museum nichts geringeres vorgenommen, als den „Mann ohne Eigenschaften“ das unvollendete Hauptwerk des Schrifttellers, von dem sie einzelne Sentenzen oder die Eigenschaften der Protagonisten in kinetische Plastiken umsetzt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Museum im Geburtshaus des Autors, der eher kurz wie zufällig in Klagenfurt gelebt hat, auf Projekte an der Schnittstelle zwischen Literatur und Kunst einlässt, doch in diesem Fall scheint die Verbindung inhaltlich wie formal geglückt. Während der vor gut drei Jahren neu adaptierte, multifunktionale Eingangsbereich über den Köpfen der Besucher raumgreifend Bespielt wird, fügen sich die kleineren Arbeiten in den Schauräumen, die neben Musils den Literarinnen Ingeborg Bachmann und Christine Lavant gewidmet sind, gleich Anmerkungen ein. Ulrich, der Hauptakteur, der darauf kommt, „daß er zufällig ist, daß er seine Wesentlichkeit erschauen, aber nicht erreichen kann“, wird zum larvenhaft-amorph, vielfarbigen Objekt, das „gallertartig“ alle Formen annimmt, „ohne das Gefühl der Zufälligkeit seiner Existenz zu verlieren.“ Cassinis Plastiken verstehen sich als fröhlich-freie Assoziationen, die nahe an der Vorlage bleiben und dennoch – auch durch die sorgsam bedachte Materialwahl – Raum für weitere Überlegungen lassen. In der Galerie 3 am Alten Platz zeigt man kinetische Plastiken von Theres Cassini in Gegenüberstellung mit der Malerei von Michael Kravagna. Wie jeher arbeitet sich der Künstler ganz buchstäblich an den Oberflächen seiner Bilder ab. Es ist ein Auf- und Abtragen des Materials, pastose Pinselstriche und lineares Kratzen in den Farbauftrag, eine nachgerade konzentrierte Dichte wohnt diesen Leinwänden inne und bilden ein stabiles Gegengewicht zur fragilen Flüchtigkeit von Cassinis Arbeiten. Derlei Konfrontationen mögen bisweilen etwas prekär sein, doch auch sie darf man als gelungen bezeichnen. -- bis 17. Mai Galerie 3: www.galerie3.com

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Theres Cassini - Möglichkeiten oder noch nicht geborene Wirklichkeiten
13 - 30.05.2014

Robert Musil Literatur Museum
9020 Klagenfurt, Bahnhofstraße 50
Tel: +43 463 501429, Fax: +43 463 501429-1
Email: klagenfurt@musilmuseum.at
http://www.musilmuseum.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-17 h


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