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Chris Martin: Rollen und Wiegen

Paradigmen, Dogmen, Ideologien, irgendwie sind sie immer da in den Bildwelten von Chris Martin. Wie sollten sie auch nicht bei einer Ausstellung von KOW, einer Galerie, die sich dezidiert emanzipativen und partizipativen – und damit eben oft politischen – Ansätzen in der Kunst widmet. Doch so einfach oder so schwer macht es der Künstler weder sich noch dem Betrachter. Denn immer ist auch der Gegenentwurf in seinen Kompositionen mitgedacht oder mitgemalt. Bedeutungsgeladen, anspielungsreich und scheinbar Unvereinbares miteinander verwebend sind die Gemälde. Ob es um die romantische Transzendenz geht, die in ihrer modernen Version als Farbfeldmalerei in der Abstraktion mit Erhabenheit prunkt und von Martin durch einen schlichten Strich am unteren Bildrand eine Horizontlinie erhält und damit wieder zur Landschaft wird. Oder um das Bild eines Hahnes auf rotem Grund mit neun grünen Kreisen, der möglicherweise auf allerlei Symbolik verschiedener Religionen hinweist. Andererseits klebt da noch eine ebenfalls rot übermalte sternförmige, vertrocknete Bananenschale links unten auf dem Bild. Banane – Warhol – Pop Art: Pop Art ist tot? Und das ursprünglich grüne Büschel, das manchmal an Stöckchen im Cocktail steckt: Gras? Macht der Leistenrahmen das rote Areal zum Hühnerstall? Mögliche Bedeutungen finden sich zahlreich in den Bildern Martins, und vieles davon wird der Künstler gemeint haben. Doch scheint er das Gegenteil immer mitzudenken. Um Transzendenz geht es durchaus, doch jenseits von Religionen und Glaubenssätzen. Das Wunder verbirgt sich im Alltäglichen und überall; in der Hoch- und in der Popkultur. James Brown spielt eine wichtige Rolle für Martin. Und Amy Winehouse. Die klassische europäische Landschaft ebenso. Den eindeutigsten und dabei irreleitendsten Bezug zu anderen Kunstrichtungen stellen die Wellenbilder Martins her. „Cool Drink on a hot Day“ besteht aus wellenartigen Farbflächen in Gelb, Rot und Blau, die sich dem Auge als schwingende Säulenformen präsentieren, die von Oben nach Unten und von Außen nach Innen und jeweils umgekehrt zu rollen scheinen. Wer da nicht innerlich in rhythmisches Wiegen gerät und immer noch Angst vor Rot, Gelb und Blau hat, ist selber Schuld.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Chris Martin
03.05 - 27.07.2014

KOW
10969 Berlin, Lindenstraße 35
Tel: +49 30 311 66 770
Email: gallery@kow-berlin.com
http://kow-berlin.com
Öffnungszeiten: Mi - So 12-18h


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