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Georges Adéagbo - "Les artistes et l‘écriture"..!: Aus dem Dschungel, in den Dschungel

Aus europäischer Perspektive ist es nach allen politischen und kulturellen Veränderungen der 1960er Jahre immer noch eine grundsätzlich neue Sache, die Welt als einen gleichberechtigten und homogenen Raum zu betrachten ¬– aber auf einem ganz anderem Blatt steht nach wie vor auch für Europäer bis heute die Betrachtung von Außen auf Europa. Kann es sein, dass ein Beobachter zum Beispiel aus dem Blickwinkel des afrikanischen Kontinents auf Europa, genauer auf Berlin blickt und Erkenntnisse liefern kann? Georges Adéagbo (*1942 in Cotonou) wagt diesen Blick und wird zu einer Art Völkerkundler aus der anderen Perspektive. In den Räumen der Galerie hat der Teilnehmer der Documenta11 von 2002 Artefakte versammelt, die einen weiten Bogen spannen: von Afrika über den Blick Europas auf Afrika, dann nach Berlin und Deutschland in seinen Emanationen des 20. Jahrhunderts. Das Ergebnis ist eine komplexe und genreübergreifende Sammlung von Schallplatten, Büchern, Teppichen und Skulpturen. Triviales, wie Aufnahmen von Mireille Mathieu oder Roland Kaiser mischen sich mit Druckwerken zur Kunst auf der Museumsinsel oder den Denkmälern der DDR. Hinzu kommen Bilder, die imaginierend der Frage nachgehen, was sich hinter der Berliner Mauer verbarg, die 1989 ihr rühmliches Ende fand. Durchdrungen ist die komplexe Melange von zahlreichen schriftlichen Notationen, meist dreisprachig aufgelöst in das Französisch des Künstlers und in Deutsch und Englisch für das heimische und das internationale Publikum. Der von Georges Adéagbo zum Thema gemachte Untergang der sozialistischen Republik DDR steht dabei pars pro toto für das Scheitern einer hegemonialen Perspektive auf Geschichte und Gegenwart, einer in Aufklärung und Marx artikulierten progressiven Kraft Europas. Zugleich spürt man bei dem Künstler eine Empathie und Sympathie aus Sicht des angeblich gescheiterten Kontinents für den angeblichen Hort des Fortschritts. Dabei liegt in den allenthalben präsenten afrikanischen Skulpturen die Reminiszenz an Ursprungs- und Natürlichkeitsphantasien verborgen, die sich von Jean-Jacques Rousseau bis zu den Kubisten und Expressionisten spannen, die ihren eigenen Dschungel in Berlin als Großstadt vorfanden.
Mehr Texte von Thomas W. Kuhn

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Georges Adéagbo - "Les artistes et l‘écriture"..!
03.05 - 25.07.2014

Wien Lukatsch
10785 Berlin, Schöneberger Ufer 65, 3. OG
Tel: +49 30 283 853-52, F -50, Fax: +49 30 283 853-50
Email: info@barbarawien.de
http://www.wienlukatsch.de
Öffnungszeiten: Di-Fr 13-18, Sa 12-18 h


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