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Heinrich Dunst - Da: Dekonstruktion des Künstlermythos

Mit einem aufreizenden „DA“ hat uns Heinrich Dunst ein diesmal spektakuläres Statement geliefert, einen aktuellen Auszug aus seinen vertrackten Gedankengängen zu Differenzen in der Kunst, und das im Hauptsaal der Secession. Er durchschneidet vehement den Raum mit einer diagonal aufgestellten Mauer, lässt links und rechts alles brach liegen, in freier Leere. Die eingebaute Wand ist dafür umso mehr besetzt. Mit Versatzstücken, die zum Teil schon vertraut sind, aber dann doch wieder überraschend aus dem Kunstalltag herausreißen. Zentral lehnen ein großes D und ein großes A aus rosa Dämmmaterial an der Wand, links daneben ein Respekt gemahnender schwarzer Balken – ein Signal, wofür auch immer. Aber das D und A ist unmittelbar als sich nach vorne drängendes „da“ wahrzunehmen. Dann gibt es eine Spanplatte mit den applizierten Wörtern „FILM“ und „Mund“, einem geschichteten bzw. gespaltenen abstrakten Gemälde und Heinrich Dunsts mit Farben beschmierte Arbeitshose. Es sind intentionale sich überlagernde Verweise, die dann allerdings mit dem simplen zusätzlich applizierten Wort „Projektion“ auf ihre Objekthaftigkeit zurückgeworfen werden. Das Bild, die Malerei werden in ihrer Integrität hinterfragt, jeder pathetische Künstlermythos untergraben. Die imposante Wand, die sich der Hierarchie der historischen Architektur in ihrer diagonalen Ausrichtung widersetzt, ist an der Rückseite aufgerissen und als hohle Konstruktion entlarvt. Das Wort „metapher“ wird durchgestrichen, dafür besteht das „Objekt“. Das dominante skulpturale DA wird wiederholt. Der Skeptizismus verdichtet sich am purpurn gestrichenen Abschnitt, wenn Dunst Begriffe wie die Hand, den Schnitt, die Wahrnehmung und vor allem den Zweifel an der Wahrhaftigkeit umkreist, der anhand von Fotokopien aus Wittgensteins Buch „Über Gewissheit“ eindringlich beschworen wird. Schichtungen von Realitätsformen und ihren Bedeutungspotenzialen sind verschoben, in ihren Brüchen wuchern die nicht vereinbaren Differenzen. Dunst betreibt mit subversiver Begierde eine spöttische Strategie, assoziativ Relationen heraufzubeschwören, sinngebende Verweise erahnen zu lassen, die unmittelbar wieder relativiert und revidiert werden müssen. Begrifflichkeiten der Kunst, wie Malerei, Text, Skulptur oder Film, ihre Authentizität, ihre Bezüglichkeiten und ihre Perzeption werden konsequent unterminiert. In süffisanter rosa Präsenz und doppelbödiger Eindeutigkeit bleibt nur das Styropor–DA. Und an der gegenüberliegenden Wand der historischen Architektur Heinrich Dunsts Kommentar: Da. Da ist es ja. Da. Da ist es ja. Jetzt ist es da. Da. Da ist es. Ja. Jetzt ist es da. Und wir, die Betrachter, sind wir Teil der ausgestellten Performance, wenn wir grübelnd um diese immense Installation wandern müssen um ihren Sinn zu finden? Ein Fatalismus, eine Lust am Scheitern, gleichzeitig eine wissende, verschmitzte Ironie lassen sich bei Heinrich Dunst nicht leugnen.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Heinrich Dunst - Da
11.04 - 08.06.2014

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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