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Abramtsevo - Ort der Genies, Werke von Michail Vrubel : Im Osten viel Neues

Glaubt man dem einzigen auf Deutsch erschienenen Buch zu Michail Vrubel, einem Katalog der Kunsthalle Düsseldorf aus dem Jahr 1997, so ist dieser herausragende 1856 geborene Künstler in Russland eine in Ehren gehaltene Größe am „Kunsthimmel“, vergleichbar etwa mit Kokoschka oder Schiele hierzulande. Dass wohl kaum jemand in „Westeuropa“, der nicht auf russische Kunst spezialisiert ist, von ihm gehört hat, scheint nicht zuletzt mit einer gewissen gegenseitigen Ignoranz gerade im Bereich der Bildenden Kunst zu tun zu haben. Das Werk dieses führenden Künstlers des Symbolismus und der beginnenden Moderne – der bereits um 1900 internationale Berühmtheit erlangt hatte und in der St. Petersburger Tretjakow Galerie prominent vertreten ist – kann hier dennoch als Neuentdeckung bezeichnet werden. In der zwar eher spartanischen, aber durch die Qualität der gezeigten Werke überzeugenden Schau im Obergeschoss des Künstlerhauses, sind dann vor allem die Zeichnungen und Skizzen zu diversen Zyklen und Monumentalbildern von erstaunlicher Qualität. Aber auch die wenigen großen Arbeiten auf Leinwand zeugen von einer ungeheuren künstlerischen Ausdruckskraft und sind zwar weniger vom Inhalt, aber dafür umso mehr von der Formgebung her überraschend modern. Sehr schön lässt sich am zentralen über vier Meter breiten Bild „Flug des Dr. Faustus und Mephistopheles“ aus 1896 eine protokubistische Formensprache erkennen. Andere Arbeiten wieder erinnern an die englische Schule der „Präraffaeliten“ und hier namentlich an Dante Gabriel Rosetti und seine symbolisch aufgeladenen Frauenbildnisse. Dass sich die Bandbreite der Exponate von Malerei über Skulptur bis hin zur Gebrauchskeramik zieht ist ein weiteres Indiz dafür, dass dieser außergewöhnliche Künstler zu Lebzeiten alles andere als von den internationalen Strömungen im Kunstbetrieb abgeschnitten oder ihrer nicht gewahr war. Am Beispiel Vrubels zeigt sich, dass eine einst selbstverständliche Zugehörigkeit Russlands, oder zumindest weiter Teile des selben, zu Europa erst wiederentdeckt und neu belebt werden muss nachdem jahrzehntelang jeder Austausch von beiden Seiten tunlichst vermieden wurde. Für alle an der Kunst der Jahrhundertwende Interessierten ist diese Ausstellung – bei aller Bescheidenheit der Präsentation – eine unbedingte Empfehlung, wobei das Fehlen eines Katalogs angesichts der auch sonst kaum zugänglichen Informationen besonders schmerzhaft ist.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Abramtsevo - Ort der Genies, Werke von Michail Vrubel
24.01 - 23.02.2014

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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