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Lisl Ponger - The Vanishing Middle Class: Problemzone Ethno-Museum

Wüsste man es nicht besser, so könnte man meinen, in ein Völkerkundemuseum geraten zu sein: Im Hauptraum der Secession installierte Lisl Ponger ein „Museum für fremde und vertraute Kulturen“: Am Eingang des Fake-Museums weisen Banner auf Ausstellungen und Öffnungszeiten hin, ein „Fotopoint“ lädt zum kollektiven Posieren ein, und im Inneren des Gehäuses beherbergen säuberlich beschriftete Vitrinen diverse Exponate; ein Diorama stellt eine nächtliche Büroszene dar, Pizzakarton inklusive. Ponger nennt ihr Museum „MuKul“ – und spielt damit auf die derzeit so beliebten Akronyme an, die Museumsnamen in Titel verwandeln, die wie Bezeichnungen für irgendwelche kleinen Tiere klingen. Pongers „MuKul“ dreht sich um die westliche Mittelschicht: Diese löse sich nämlich allmählich auf, so der Befund, den die Künstlerin mit – hier zitierten – Soziologen und Polit-Aktivisten teilt. Luxusartikel und Monopoly-Spiele belegen die kapitalistischen Anstrengungen ihres Untersuchungsobjektes, in chinesischen Sweat-Shops produzierte Handys deren allmählichen Niedergang. Am tiefsten dringt Pongers Museumskopie in die Problemzone der ethnologischen Museen dort vor, wo sie Masken von Vertretern der hier präsentierten Spezies anfertigen lässt und deren Tattoos fotografisch präsentiert. Im letzten Raum präsentiert Ponger ihre fotografischen Tableaux, die Kolonialismuskritik üben und die man immer wieder gern sieht; ein wenig deplatziert wirkt diese Mini-Retrospektive dennoch. Doch auch darin könnte man einen besonderen Kunstgriff sehen, schließlich enterte die zeitgenössische Kunst in den vergangenen Jahren ethnologische Museen häufig als eher unmotiviert erscheinender Appendix. So ist die Persiflage perfekt – wenn auch nicht ganz klar ist, ob die Sache tatsächlich auf diese Weise intendiert war. In der Charim Galerie präsentiert Ponger Fotografien, die sich um die mexikanische Personifikation des Todes, La Catrina, drehen; eine gruselige Figur bildet das Zentrum einer Art Polyptichon. Zwischen älteren Fotoarbeiten und Werken von Tim Sharp – Koffer, in denen Totenköpfe oder Würfel aufgereiht sind – erschließt sich diese neue großformatige Arbeit allerdings nicht so ganz. -- Lisl Ponger, Tim Sharp - Dreams of New Worlds in der Charim Galerie bis 26.04.2014
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Lisl Ponger - The Vanishing Middle Class
13.02 - 30.03.2014

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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