Werbung
,

Art & Antique Hofburg: Tradition am Prüfstand

Tradition wird groß geschrieben auf der ART&ANTIQUE. Das ist ihre einzige Chance und allerdings auch ihr Potenzial, wenngleich nicht sehr aufregend: Ein konservatives Angebot für ein konservatives Publikum im entsprechenden historischen Ambiente der Hofburg, hauptsächlich national bestückt. Das hat seinen unbestrittenen Stellenwert, in Wien. Letztes Jahr gab es einige innovative Impulse im herkömmlichen Programm, etwa die Präsentation von zeitgenössischen Künstlermöbeln, die leider keine Fortsetzung gefunden hat. Einige der sonst anzutreffenden Aussteller sind abgewandert, konzentrieren sich auf fokusierte Kunstmessen wie die VIENNAFAIR oder setzen darauf, neue Kundschaft auf internationalen Messen im Ausland zu gewinnen. Nicht viele wagen den Spagat, auf der zeitgleichen Internationalen Kunstmesse in München (8. – 13. November) und auf der ART&ANTIQUE auszustellen. Wienerroither und Kohlbacher haben den allerdings gemeistert. In der Hofburg haben sie eine bescheidenere Fläche als bisher eingenommen und bieten ein kleines, aber sehr feines Programm; darunter ein „Streichquartett“ von Max Oppenheim, ein perfektes Aquarell, Studie für das gleichnamige Ölbild (heute im Belvedere) von 1914/15 um 55.000 € oder ein Gemälde von Erika Giovanna Klien, „Bewegung“, 1930, in dem sie das Zusammenspiel zweier Tänzerinnen in einer schmalen Farbskala zwischen Rosa–, Braun– und Grautönen aufsplittert, ein Kinetismus der eleganten, sehr subtilen Art (145.000€). Ernst Hilger kontert dem historistischen Prunk auf der Feststiege erfolgreich mit dem nüchternen Pathos von Franz Grabmayrs farbbeladenen Gemälden (ab 25.000 €), Maier holt wieder einmal die nationale, oft unterbewertete klassische Moderne ins Scheinwerferlicht. Er bietet von Ernst Nepo, heimischer Vertreter der neuen Sachlichkeit, ein bestechendes Selbstbildnis in Tempera (1929) um vergleichsweise günstige 12.000 €, ein wunderbar luftiges, nahezu ungegenständliches Aquarell von Alfons Walde um 9.500 € und lässt sich von Josef Kostners Bronze–Büsten (80er Jahre, je 8.500 €) über die Schulter schauen. Zwischen dem gediegenen Programm an Biedermeier–Malerei hängt bei Giese & Schweiger eine erstklassige Klimt–Zeichnung, ein lustvoller Halbakt mit geschlossenen Augen um 165.000 €. Robert Keil unterbricht seine höfischen Porträts des gehobenen Adels aus der späten Kaiserzeit mit Zeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts, darunter ein meisterhafter „Männlicher Torso“ von Josef Bergler d.J. in Rötel von 1773 um 13.000 €. Leidenschaftliche SammlerInnen von kostbaren Objekten und kleineren Gegenständen kommen eigentlich auf jeder ART&ANTIQUE auf ihre Kosten, außer Kuriositäten aus geschnitztem Bein in Form von Bierhumpen und einer Menge an Jugendstilglas und kitschigem Muranoglas finden sich auch exquisite Ranftbecher von Anton Kothgasser, bemalt mit feinsten Ansichten vom Stephansdom oder der Karlskirche (um 1820, bei Kovacek um 16.000 bzw. 22.000 €). Kostbares Geschmeide kunstvoll entworfen und perfekt ausgeführt glitzert in Anne Palffys Vitrinen, z.B. ein apartes Art Déco Ohrgehänge aus Jade, Diamanten und Email oder ein elegantes, „nur“ mit Diamanten besetztes Schmuckstück aus Platin in Form von Flügeln um 1910, das wahlweise als Diadem oder Kleiderclip getragen wurde. Am Möbelsektor scheint die gute Ware immer schwieriger aufzutreiben oder andernorts präsent zu sein, in der Hofburg fällt davon jedenfalls diesmal wenig auf. Erwähnenswert ist etwa bei Wiesinger ein französisches ovales Gueridon, ein Tischchen mit feinster Einlegearbeit aus verschiedenen Edelhölzern und Marmorplatte von dem Pariser Ebenisten Charles Topino, um 1789 (42.000€). Die erstmals auf der ART&ANTIQUE ausstellende Galerie Zeitloos kompensiert die leider abwesende Qualität von Harry Bichlers Rauminhalt (der zur Zeit, wenn nicht überhaupt, den Messe–Schauplatz München der Hofburg vorzieht) nicht mit der Übermenge an Design–Möbeln des 20. Jahrhunderts, die aus dem Stand quillt. Auch das Ausbleiben von Johannes Faber ist beklagenswert, das Angebot an bedeutenden Fotografien liegt brach. Der ART&ANTIQUE treu geblieben sind die Galerie Thoman und Zimmermann Kratochwill. Im diesmal sehr bunten Messestand von Thoman konkurrenzieren die vielfarbigen Rinnspuren auf einer Franz West–Skulptur (58.000 €) förmlich mit den geschütteten Acrylfarben auf dem Nitsch–Gemälde (49.500 €). Zimmermann Kratochwill bietet ein vergleichbares Aktionsrelikt von Hermann Nitsch an, Blut und rote Acrylfarbe bilden eine reizvolle Material– und Farbkombination (2011, auf Papier, um 21.000 €). Die Installation "PRO VISION" von Alfredo Barsuglia ist eine gelungene komplementäre Fortsetzung der mehr oder weniger antiken Möblage auf der Messe. Bestehend aus einem Mikrowellenherd, einem hyperrealistischen Gemälde in altmeisterlicher Technik, einem Weihnachtskaktus mit Sprühflasche und einem pendelnden Tondo mit einer Eisvogeldarstellung wird Gesellschaftskritik humorvoll veranschaulicht, traditionsbezogene Kunst in zeitgemäßer Gestalt (um 7.000 €). Gut ergänzt dieses zeitgenössische Programm die erstmals auf der Messe ausstellende Galerie Baha Fine Arts. Ein wirksamer Magnet ist die überdimensionale „Pink Mouse“ von Gottfried Helnwein, ein spezielles Stück auch gegenüber, „Grüne Stadt“ von Hundertwasser. Die Werke sind beeindruckend, entsprechend auch die Preise, die beginnen bei einem kleineren Exempel von Helnwein mit 85.000 € und liegen bei Hundertwasser über 350.000 €. Museal ist auch das Angebot eines anderen Neuausstellers der ART&ANTIQUE: Bei AGG New Rarität Antique Gallery gibt es einen ringenden Herkules von Peter Paul Rubens zu erwerben, daneben russische Ikonen, eine Tafelbild mit der Darstellung des Evangelisten Johannes aus dem Umkreis von Giotto oder auch ein Gemälde von Jan Brueghel d.Ä., „Kalvarienberg“ (letzteres um 450.000 €). Trotzdem, die ART&ANTIQUE hat deutlich abgespeckt. Die bewährte Tradition hat ihre Qualität, allerdings am Markt nur mehr vereinzelt, die Konzentration der Messe auf das historische Spektrum wird junges Publikum wenig begeistern. Man wird sich doch etwas mehr als Kinderführungen einfallen lassen müssen, wenn man die zukünftige Käuferschicht ansprechen will.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Art & Antique Hofburg
09 - 17.11.2013

Art & Antique, Hofburg
1014 Wien, Hofburg / Heldenplatz
Tel: +43 (1) 587 12 93, Fax: +43 (1) 587 12 93 /DW 20
Email: office@mac-hoffmann.com
http://www.artantique-hofburg.at
Öffnungszeiten: 11 - 19 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: