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Der trügerische Schein des Artist Pension Trust

"Caution! Things may appear different than they are" warnt der Titel einer Ausstellung Auf AEG in Nürnberg, die am vergangenen Wochenende eröffnete. Das Motto beschreibt wohl eher unfreiwillig nicht nur das kuratorische Konzept der Schau sondern auch die Sammlung, aus der die Objekte stammen. Der Veranstalter APT Institute ist der nach eigenen Angaben gemmeinnützige Arm des Artist Pension Trust. Zeitgleich mit einer Art Tag der Offenen Tür des ehemaligen Industrieareals eröffnet die Ausstellung mit Arbeiten von 25 Künstlern aus fünf der acht Regionalfonds des APT, darunter Stef Kleihues (Berlin), Yehudit Sasportas (London) und Mungo Thomson (Los Angeles). Das Thema der Schau dreht sich um den Begriff des Erhabenen, das dem Pressetext zufolge aus verwirrenden und trügerischen Darstellungen entspringt, die zu "irreführenden, unheimlichen, gelegentlich sogar übernatürlichen Erfahrungen führen. Die Kuratoren sind Pamela Auchincloss und Susanne Prinz, die wie die meisten anderen Mitglieder des Kuratorenkollektivs Eleven+ gleichzeitig entweder zum Team des Art Pension Trust selbst oder von APT Intelligence gehören- einem Unternehmen, das Sammler berät. Kuratoren können über APT Intelligence halbstundenweise für Beratungsgespräche gebucht werden. Der New Yorker Artist Pension Trust selbst ist umstritten. Es handelt sich dabei um eine Fonds-Konstruktion, bei der die Anteilseigner kein Geld, sondern Kunstwerke eigener Produktion einbringen. Aus deren Verkaufserlösen sollen regelmäßig Gewinne ausgeschüttet werden, die zu 40 Prozent an jeweiligen Einzahler gehen, 32 Prozent an die Gemeinschaft aller Mitglieder des jeweiligen Regionalfonds, aus dem das Werk stammt und 28 Prozent an das Management. Die Mitglieder werden von einem insgesamt rund 100-köpfigen Kuratoreteam für die jeweiligen Regionalfonds mit je rund 250 Künstlern sowie einen globalen Fonds mit bisher über 600 Künstlern ausgewählt. Bisher hat der Fonds nach eigenen Angaben rund 10.000 Kunstwerke mit einem geschätzten Wert von 100 Mio. US-Dollar und Zusagen über weitere 30.000 Arbeiten mit einem Volumen von weiteren 400 Mio. US-Dollar eingesammelt. Damit verfüge der Fonds über die größte Sammlung Zeitgenössischer Kunst, die von interessierten Institutionen auch noch ausgeliehen werden kann. Das Geschäftsmodell scheint sich an klassisches Venture Capital anzulehnen. Allerdings sind nicht die Künstler die Investoren, wie diese vielleicht glauben werden. Vielmehr sind es die "Sammler" und andere Kunstfreunde, die das Startkapiatl in Höhe von 20 Millionen Dollar gegeben haben. Sollte wider Erwarten doch nicht eine halbe Millarde Dollar über die gesamte Laufzeit erlöst werden, sondern angenommen nur ein Fünftel davon, sind die ursprünglichen Kapitalgeber immer noch aus dem Schneider, denn die Management Fee beläuft sich auf 28 Prozent. Jedes Werk, das sich nach Erreichen der 100 Mio. losschlagen lässt, bedeutet in dieser Beispielrechnung Gewinn. Alles, was am Ende der Laufzeit noch am Lager ist, geht zurück an die Künstler. Die haben dann außer ihrem Anteil an dem großen 32 Prozent-Topf im Zweifelsfall nichts bekommen. Der Fonds hat also bei relativ geringem Einsatz (20 Mio. USD) einen ziemlich großen Hebel (500 Mio. USD). Ganz schön clever also, das Produkt. Fragt sich nur für wen. Caution! Things may appear different than they are Auf AEG, Halle 20, Nürnberg, 14.9.-12.10.2013 www.aptglobal.org/Pages/Event/2650
Mehr Texte von Stefan Kobel

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