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Muntean / Rosenblum Lost in the savage wilderness of civil life: Jugend hat vielerlei Ausweglosigkeiten

Will man ganz genau wissen, ob einem Gemälde die Imitation von Wirklichkeit gelingt, so gibt es dafür ein sehr einschlägiges Kriterium. Man beurteile einfach die künstlerische Fähigkeit, die Figuren, die das Bild bevölkern, in ihre Umgebung zu integrieren. Wenn das hehre Personal dann schwebt statt zu stehen und die Leute fliegen statt zu liegen, dann könnte es sein, daß man den Maler oder die Malerin bei einer kleinen Indisponiertheit erwischt hat.

Heutzutage, mitten in der Epoche der Zerstückelung, stehen derlei integrative Kompetenzen nur noch selten zu Gebote, und nicht anders ergeht es dem Duo Muntean/Rosenblum mit seinen großformatigen Einblicken in die weltweite Welt der Teenies. Was Markus Muntean und Adi Rosenblum, so etwas wie die Shooting Stars der hiesigen Szene, in ihren Gemälden bei Georg Kargl zeigen, ist von buchstäblicher Abgehobenheit: Die Kids wirken um so vereinzelter und ins pubertierende Dasein geworfener, als sie den Boden unter den Füßen malerisch nicht erreichen.

Muntean/Rosenblum bedienen sich vorgefundener Bilder aus Teenie-Zeitschriften und verknüpfen sie mit ebenso vorgefundenen Texten aus ebensolchen Zeitschriften zu Szenarien der Leere. Jugend ist Oberflächlichkeit, lautet die Botschaft, und sie hat vielerlei Ausweglosigkeiten. Vor allem die Tiefe ist versperrt. Muntean/Rosenblum skizzieren mit dem Bleistift die Silhouetten ihrer Helden und füllen Figur und Grund auf der Leinwand dann mit Acrylfarben. Ergebnis ist allemal ein in dieser Deutlichkeit ganz seltener Realismus. So tut sich das Dilemma auf, daß eine derart wirklichkeitsverpflichtete Darstellung immer auch an Handwerklichkeit hängt. Zwar gibt es von Muntean/Rosenblum nicht weniger Fotografien der Kids: Dann werden die Pickel von T-Shirts bedeckt, die dann ihrerseits Motive aus der Produktion von Muntean/Rosenblum tragen. Und doch sind die beiden Künstler, bei aller zeitüblichen medialen Vielfalt, Maler, sie sind genuine Maler, Maler in einer ganz dezidierten, eben realistischen Tradition. Leon Golub scheint ihnen allemal näher als Larry Clark. Man möge es uns nun nachsehen, wenn wir auf diesem Wege eine Aufforderung lancieren: Liebes Künstlerduo, bitte schaut euch das mit den schwebenden Figuren an, vielleicht könnt ihr sie irgendwie fixieren, verklammern, auf die Erde stellen, ihnen bei aller Dünnleibigkeit so etwas wie Schwerkraft verleihen. Dann werden wir auch nie wieder nörgeln.

Mehr Texte von Rainer Metzger

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Muntean / Rosenblum Lost in the savage wilderness of civil life
12.09 - 10.11.2001

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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