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Marilyn Monroe - Ihre letzten Fotos: Goodbye Norma Jeane

Erstens ist da Marilyn. Die Monroe an ihrem Lebensende, die Nase rot (der Alkohol?), die Haut faltig (die Tabletten?), die Augen müde (das Leben?). Längst ist die 90-60-90-Schönheit Legende und es changiert zwischen Zweifel und Verzweiflung, wie sie sich ins Pin-Up wirft, mit nichts um sich zu schützen außer einem durchsichtigen Tuch oder einem 10.000 Dollar schweren Chinchilla-Mantel. Sie wirkt nicht betörend wie in \"Das verflixte siebte Jahr\" und hat auch nichts von einer Tragödin wie in \"Misfits\". Doch, wie heißt es in ihrem umwerfendsten Film mit dem besten Schlusssatz der Kinematografie, also in \"Manche mögen\s heiß\"? \"Nobody is perfect.\" Zweitens ist da Bert Stern. Im Juni 1962 hat er sich mit der Diva in einem Hotel von Los Angeles getroffen. Drei Tage Shooting, deren Extrakt weit über den Auftrag, Modefotos für \"Vogue\" zu machen, hinausging. Bert Stern, drei Jahre jünger als Norma Jeane Baker, stellt sein Modell ins Gegenlicht, hüpft um sie herum und auf sie drauf und spielt den verrückten Vogel, den Lockvogel, den Balzvogel, genauso wie bei \"Blow Up\" David Hemmings um Veruschka herum scharwenzelt. Er erwischt sie ungeschminkt, in der alten Schmollrolle oder in der neuen der Verwelkten. Womöglich hatten die beiden etwas miteinander. Drittens ist da die Ausstellung. Es mag ja richtig sein, dass sich das heutige Bild der Marilyn Monroe nicht zuletzt Sterns damaliger Kamera verdankt. 1982 erst hat er die Fotos publiziert, der Monroe damit zum Image und sich selbst zum Comeback verholfen, nachdem er in den Siebzigern den Weg seines Stars wiederholt hatte. 1992 wurden die Abzüge zusammengepackt und als Ausstellung in die Welt geschickt. Seither touren sie herum, und der Rezensent vermag sich nicht mehr zu erinnern, ob er sie erst vier- oder schon sechsmal irgendwo gesehen hat. Momentan ist sie im Hofmobiliendepot gelandet, wo sie hineinpasst wie Kaiser Franz Joseph in den Gefangenenchor. Marilyn Monroe, so rekonstruiert man ihre Seelennot, wurde herumgereicht. Ihren Fotos widerfährt dasselbe.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Marilyn Monroe - Ihre letzten Fotos
16.01 - 21.04.2003

Möbelmuseum Wien
1070 Wien, Mariahilfer Strasse 88, Eingang Andreasgasse 7
Tel: +43-1-524 33 57
Email: info@moebelmuseumwien.at
https://www.moebelmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 h


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