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SIGHT.SEEING - 4. Österreichische Triennale zur Fotografie: Der öffentliche Kamerablick

Mit der 4. Österreichischen Triennale zur Fotografie entschlossen sich die KuratorInnen Werner Fenz und Sandra Abrams den bisher für dieses Unterfangen üblichen Ausstellungskontext zu verlassen und auf der Fotografie immanente Bezugspunkte zu fokussieren. Gemäß dem traditionellen und ubiquitär gewordenen Verwendungszweck galt es für die zwanzig eingeladenen KünstlerInnen, den Stadtraum von Graz zu erkunden und bisher bildlos gebliebene Stellen medial zu verankern. Das Resultat dieses Sight.Seeing stellen jedoch keine Touristenfotos oder Ansichtskarten dar, sondern Reflexionsmomente, die sich auf ein Geflecht aus politischen, ökonomischen und kulturell signifikanten Erscheinungsformen beziehen. Da bereits der Titel auf eine Triennale \"zur\" und nicht \"der\" Fotografie verweist, bestand für die KünstlerInnen kein unmittelbar produktiver Handlungsbedarf im Sinne der Anwendung klassischer Reproduktionstechniken. Als gelungener Beitrag dazu kann Edwin Zwakmans Arbeit angesehen werden, der einen weißen Kleinbagger mit der Aufschrift UN vor Hartmut Skerbischs Lichtschwert-Skulptur bei der Oper platzierte und somit Einfluss auf das fotografische Motiv nahm, das sich für alle Bildstürmer einer temporären, meist aggressiv empfundnen Visibilitätsmutation unterzog (aus sicherheitspolizeilichen Gründen musste das Teil etwa während der Eröffnung des Grazer Kulturhauptstadtjahres aus dem Bild entfernt werden). Ähnlich agierten auch Helmut und Johanna Kandl, die eine Serie von Bierdeckeln unter die Bevölkerung mischten und ihre künstlerisch-soziologische Arbeitsweise fortsetzten, diesmal mit dem Abbild einer Marktfrau und dem Slogan: \"Manche Manager lassen sich auch von mageren Zeiten nicht bremsen.\" Das touristische Stadtmoment hinterfragt Anna Jermolaewa mit einer Bildwand im öffentlichen Raum, in der sich zwischen den amorphen Figuren ein Loch befindet, das den fotohungrigen PassantInnen die Möglichkeit bietet, gemeinsam mit ihrem \"Lieblingsstadtmotiv\" abgelichtet zu werden. Weitere Interventionen in Rathaus, Bahnhof, Reisebüro oder Altersheim ermöglichen den BesucherInnen eine reale sowie visuelle Reise durch unterschiedliche anthropologische Ebenen der Stadt.
Mehr Texte von Walter Seidl

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SIGHT.SEEING - 4. Österreichische Triennale zur Fotografie
11.01 - 28.02.2003

4. Internationale Triennale für Fotografie
8010 Graz, Organisationsbüro: Tummelplatz 9 / Infopoint: Palais Trauttmannsdorff - Bürgergasse
Tel: +43-(0)316 - 872- 2237 und 2238
Email: fototriennale@stadt.graz.at
http://fototriennale.mur.at/


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