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Teddybären

"abgeliebte" Kuschelkunst Freundschaft und Verlässlichkeit, Geborgenheit und Wärme - das sind Werte, die der Teddybär weltweit für zahlreiche Menschen verkörpert. Für Liebhaber dieser Sammelkategorie ist der Besuch einer Teddybörse vergleichbar mit dem Gang in ein Tierheim - man könnte alles, was einen anblickt mitnehmen. Noch in den 70er Jahren waren die Plüschgenossen nur auf Flohmärkten anzutreffen und ihre Käufer wurden milde belächelt. Anfang der 80er Jahre erfolgt die Kehrtwende. Die Teddywelle erreicht den Auktionssaal, Sotheby`s hält 1983 die erste Bärenauktion ab und die Preise steigen in schwindelerregende Höhen. "Teddy`s Bear" Geschichte Vorerst begannen Bären in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts als Automaten die sprunghaft ansteigende Spielzeugindustrie zu bevölkern. Bären mit Uhrwerk, die tanzen, trinken und rauchen konnten, waren überaus beliebt - die oftmals eher an Zirkustiere erinnernden Genossen stammten vorwiegend aus Frankreich (Firmen: Decamps, Martin). In Deutschland wurden wirklichkeitsgetreue Bären hergestellt, die auf allen Vieren, manchmal auf Rädern standen. Für den Siegeszug in die Kinderzimmer zeichnete allerdings der politischen Karikaturisten Clifford K. Barryman verantwortlich: An einem kühlen Novembermorgen im Jahre 1902 brach der amerikanische Präsident Theodore "Teddy" Roosevelt zu einem Jagdausflug auf. Er hielt sich gerade im Süden der Staaten auf, um einen Grenzstreit zwischen Mississippi und Louisiana zu schlichten. Die Jagd gehörte zum Freizeitprogramm. Trotzdem man sich mitten im Bärenland befand, ließ sich kein einziger blicken. Um die Stimmung der Jagdgesellschaft nicht zu verderben, band man einen Jungbären an einen Baum und gab ihn zum Abschuss frei. Aber der Präsident verweigerte diese Jagdtrophäe. Bald erschien Berrymans Karikatur, die Roosevelt zeigte, wie er einen kleinen, zitternden Bären tröstete. In nahezu allen folgenden Präsidenten-Darstellungen tauchte fortan das Bärenjunge auf und wurde unter dem Namen "Teddys Bear" berühmt. Innerhalb eines Jahres verwandelte sich der Bär aus der Karikatur in ein Spielzeug für Kinder. Und das Geschäft mit dem kuscheligen Gefährten begann zu blühen. Angebot Führende Puppen- und Blechspielzeugfirmen (u.a. Bing, Fleischmann, Bloedel, Schuco) begannen jetzt ebenso mit der Teddyproduktion wie kleine spezialisierte Firmen (in Deutschland u.a. Gebr. Hermann). Zur bekanntesten und unter Sammlern beliebtesten Marke gehört das deutsche Familienunternehmen Steiff. Damals entwickelte man (recht erfolglos) erste Plüschbären mit Gelenken. Mit der Leipziger Spielwarenmesse im März 1903 sollte sich alles ändern. Ein New Yorker Spielzeugeinkäufer bestellte 3000 Stück. Zwischen 1903 und 1908 stieg die Anzahl der jährlich bei Steiff hergestellten Bären massiv an - von 12.000 auf fast eine Million Stück und das Werk musste drei Mal erweitert werden. Markt Die Vereinigten Staaten sind jene Nation mit den meisten Teddysammlern - natürlich in unzähligen Teddyclubs vereint. Insofern sind die USA auch richtungsweisend für Trends, Modeerscheinungen und schließlich die Preisgestaltung. Als Richtwert gilt unter Sammlern für alte Steiff-Bären folgende Faustregel: 1 inch = 2,5 cm = 100 USD. Ende der 80er Jahre fallen Teddybären in die Kategorie Spekulationsobjekt und der Markt bricht ein. Wurde bis dahin nach Gefühl gekauft (Kriterium "Ausstrahlung") werden jetzt Wertmaßstäbe gesetzt: Alter, Seltenheit, Größe, Farbe, Material, Zustand ("abgeliebt" bzw. "bespielt") und Form, lauten die Kriterien. Obwohl An- und Verkauf damals stark gebremst sind, setzt Sotheby`s einen Auktionsrekord: ein früher weißer Steiff-Bär von 1926 wechselt 1989 für umgerechnet mehr als 85.000 Euro den Besitzer - "Happy", ein Geschenk zum Hochzeitstag, lebt heute in Kalifornien. "Seltene Farben wie Rot, Zimt, Schwarz und Weiß werden von internationalen Bärenliebhabern besonders geschätzt", merkt Ingeborg Fiegl vom Dorotheum an. Der höchste jemals erzielte Preis entfällt auf ein zeitgenössisches Exemplar. Für einen von Steiff hergestellten und Louis Vuitton ausgestatteten Teddy (Einzelstück!) erzielte Christies 2000 in Monaco umgerechnet 212.000 Euro. Erkennungsmerkmale für "alte" Bären Als Merkmale für einen alten, bis 1925 hergestellten Steiff-Bären seien folgende erwähnt: große Füße, lange Arme, spitze Nase, seitliche Ohren ohne Füllmaterial, V-Naht am Vorder- und Hinterkopf, Buckel und Schuhknopf- bzw. Glasaugen. Bären mit flacheren Gesichtern und kürzeren Armen wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt. Materialien wie Plastik (Augen) und Lederimitate (Fußsohlen) wurden erst ab den 50er/60er Jahren verwendet. Repliken Neben den originalen alten Teddys bietet die Firma Steiff Modell-Repliken aus den frühen Produktionsjahren Pflegetipp Teddybären sollten stets in trockener Umgebung und fern von Sonnenlicht aufbewahrt werden. Motten sind die wohl bösesten Gegner des Plüschgenossen, können aber mit natürlichen Abwehrmitteln (Lavendel) in Schach gehalten werden. Auch wenn Teddybären zum Kuscheln verführen - alte Exemplare sind leidenschaftlichem "Drücken & Herzen" nicht gewachsen. Haben Sie soeben einen Teddybären angekauft empfehlen Experten eine kurzfristige aber sehr wirkungsvolle Rosskur: In einen wasserdichten Sack geben und 24 Stunden einfrieren - um sich sämtlichen Ungeziefers zu entledigen. Markttipp 2002, das 100Jahr-Jubiläum des Teddys, wurde mit entsprechenden Ausstellungen, Messen und Auktionen zelebriert. Abseits solcher Specialevents wird diese Sparte von etablierten Auktionshäusern mit Teddy- oder Spielzeugversteigerungen kontinuierlich betreut, u.a.: www.dorotheum.com www.christies.com www.sothebys.com
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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