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Clouds on Nails: Falten anstelle von Mustern

Cant you be more radical? Paint something abstract, like patterns. Solche ironische Angriffspolemik verkündet uns der Text eines Bildes von Marcin Maciejowski, auf dem jene - in seinem Sinne - Patterns zu finden sind. Zufälligerweise trifft Maciejowskis Bildinschrift auch auf die Ausstellung von drei jüngeren polnischen abstrakten Positionen in der Knoll Galerie, die zeitgleich mit Maciejowskis Soloshow in der Galerie Meyer Kainer stattfindet, zu. Abstraktion ist in der aktuellen polnischen Kunstszene keine dominierende Strömung - so die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, die ihre Show mit einem im Internet beiläufig gefundenen Titel Clouds on Nails neodadaistisch betiteln. Mit dieser Behauptung liegen sie gar nicht so falsch. Beginnen tatsächlich die „radikalen“ Errungenschaften der international begehrten Realisten im Zeichen der Grupa Ładnie (zuerst im eigenen Land) in ihrer Wirksamkeit zu schwinden? Die um 10 Jahre jüngeren KünstlerInnen Tomek Baran, Monika Smyłas und Bartosz Kokosiński (alle haben an der Krakauer Akademie studiert) lassen die Wirklichkeit mit ihrer Wendung zur Abstraktion allerdings nicht aus den Augen: Diese wird heute einfach weiter, grösser, unsubstanzieller und undurchschaubarer. Die Wirklichkeit ist vielmehr etwas Abstraktes oder Logisches, wie Wittgenstein meinte, und offenbart sich zum Beispiel im Materiellen. Am augenscheinlichsten ist diese Tendenz bei den zwischen Bild und Objekt schonungslos changierenden hybriden Arbeiten von Bartosz Kokosiński zu beobachten. Er meidet die für die Vorgänger typische flache Form, indem er die bemalten Leinwände oft stürmisch in voluminöse Falten und Knicken zerknüllt und dellt. In der Komposition Painting devouring a Still Life stopft er dagegen die Leinwand zum Überdruss mit alltäglichen Zivilisationsabfall aus, so dass vom unbrauchbarem Inhalt bloß nur mehr rätselhafte Fragmente hervorstechen. Mit der Struktur einer Falte, wenn auch mit ihrer sanfteren und gefühlsmäßig distanzierten Ausprägung, spielt Tomasz Baran, der für seine Malerei 2012 den Strabag Artaward erhielt. Auch er bedient sich unkonventioneller dekonstruktivistischer Techniken. Und so spannt er die in geometrische Raster gefalteten Leinwände, die zuvor mit Öl oder Lack behandelt wurden, auf die Keilrahmen und kokettiert auf monochromen Oberflächen mit den erkennbaren Rissen und Abdrücken. Die Auseinandersetzung mit Werk-Entstehungsprozessen emanzipiert sich zu einem selbstständigen Element. Gar nicht so abstrakt, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, sind die Bilder von Monika Smyła. Verfremdungseffekte des Figurativen erreicht sie durch ein spezielles Verfahren, indem sie shilouettenhaft erfasste Körper aus der weißen Leinwand herausschneidet. Licht und die sichtbare Farbe des Hintergrunds, der Wand, verändern stets die Optik ihrer Cut Outs. Was man von der Abstraktion der neuen Generation mit Sicherheit behaupten kann, ist, dass ihre Bildsprache vielmehr in internationale als lokale Kontexte eingebunden ist und obwohl die Inhalte verhüllt sind, erscheinen sie nicht (national) hermetisch. Alle Arbeiten der drei KünsterInnen sind (noch) nicht wirklich großformatig und ihre Preise gestalten sich überraschend moderat. Es verwundert allerdings, dass diese sich so eindringlich entfaltende Beschäftigung mit Struktur, Raum, Farbe und Material fast spannungslos zusammengestellt wurde.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Clouds on Nails
06.06 - 31.08.2013

Knoll Galerie Wien
1060 Wien, Gumpendorfer Straße 18
Tel: +43 1 587 50 52, Fax: +43 1 587 59 66
Email: office@knollgalerie.at
http://www.knollgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa 13-15h


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