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Von der Fläche zum Raum: Dialoge auf Augenhöhe

Wieder erweist sich ein Besuch des privaten Museums von Herbert Liaunig als ein erhebendes Unternehmen. Denn von neuem haben Herbert und sein Sohn Peter Liaunig im Dialog aus den Beständen ihrer Sammlung, die scheinbar unaufhaltsam anwächst, eine gelungene Ausstellung realisiert. 2013 stehen Skulptur und Architektur im Fokus, selbstverständlich flankiert von Malerei – um die so manche MuseumsleiterInnen neidisch werden könnten. So fällt, wenn man den (mit geschmeidiger Taktik geplanten) ansteigenden Eingang an dem beeindruckenden Schaudepot entlang schreitet, ein frühes Gemälde von Maria Lassnig ins Auge, oder etwa im weiteren Verlauf in anderem Kontext das großzügige Querformat von George Matthieu mit markant reduzierter, aber weiter Geste, die direkt aus der Farbtube auf die Leinwand gedrückt ist. Die diesjährige Schau ist dreiteilig strukturiert. Der lang gestreckte Hauptraum des Museums ist zum einen der jüngsten zeitgenössischen Plastik gewidmet, zum anderen seiner traditionsreichen Basis in der klassischen Moderne wie Fritz Wotruba, Josef Pillhofer oder Joannis Avramidis. Liaunigs Hauptinteresse gilt dabei grundsätzlich dem Kunstgeschehen in Österreich, an dem er durch den direkten Kontakt mit den KünstlerInnen konkret Teil haben kann. Gleich beim Eintritt konfrontiert er die BesucherInnen in seiner eigensinnigen, lustvollen Regie mit einer groß dimensionierten, eigentümlichen Keramik Elmar Trenkwalders, deren bizarre, asiatisch wie barock anmutende Elemente zu einem surrealen theatralischen Kompositum übereinander getürmt sind (VWZ 250). Durch signifikante Gegenüberstellungen sind die einzelnen Qualitäten der Kunstwerke markiert und wird ein diskursives Netz in bildlicher Form entwickelt. Trenkwalders vielteiliges Gebilde ist als Pendant von der klaren Reduktion einer monumentalen Arbeit Roland Goeschls flankiert. Julie Haywards subjektivistische Skulptur, deren Sinnlichkeit das Emotionale rührt, intensiviert die strenge Kühle des letteralen Werks von Wolfgang Ernst. Manfred Wakolbingers Traveller scheint eintreten zu wollen in Manfred Erjautz’ „witzigen“ Container, dessen komplett mit Logo–Stickern beklebte räumliche Tiefe leider die inhaltliche vermissen lässt. Dafür gibt seine Außenhaut einen vortrefflichen Hintergrund für Erwin Wurms Liegende ab. Entschiedener definiert Markus Wilflings Spiegelkabinett die problematisierte Schnittstelle Architektur–Skulptur in einer vieldeutigen Ambivalenz von Durch- und Zulässigkeit. In eigenartiger, virulenter Stille synthetisiert Wilfling die Diversität von Unterhaltsamkeit und Ernsthaftigkeit in einer präzisen Form. Die Thematik der nicht immer klar trennbaren Disziplinen zeigt sich vor allem im Quertrakt des Museums, wo sie anhand von Zeichnungen, Grafiken und Modellen vielgestaltig entfaltet vorliegt. Skizzen zu realisierten Bauten, phantastische Aquarelle, luftige Zeichnungen, visionäre Utopien, belustigende Collagen und objekthafte Konstrukte verquicken sich zu einem abwechslungsreichen Rundgang in einem ergiebigen offenen System, das nach ästhetischen Kriterien konzipiert ist. Darunter wird auch das Modell zur geplanten baulichen Erweiterung des Museums Liaunig präsentiert. Die vielversprechende zukünftige Erweiterung lässt die Schließung der Schausammlung für nächstes Jahr aufgrund der Baumaßnahmen verkraften.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Von der Fläche zum Raum
01.05 - 31.10.2013

Museum Liaunig
9155 Neuhaus/Suha, Neuhaus 41
Tel: +43 (0)4356 211 15
Email: office@museumliaunig.at
http://www.museumliaunig.at/
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


Ihre Meinung

3 Postings in diesem Forum
Dialoge auf Augenhöhe
Manfred Erjautz | 19.05.2013 08:38 | antworten
Verehrte Margareta Sandhofer! Wenn Sie sich den Inhalt des Containers genauer angesehen hätten, wäre die Chance groß gewesen, die in der semantischen Oberfläche verwebten „Sätze“ und „Satzfragmente“ lesen zu können. So bleibt nur der erste flüchtige Eindruck, der meistens falsch ist. Prinzipiell kann das Thema der Inhaltsleere auch integraler Bestandteil einer Arbeit sein kann, doch dürfte ihnen das bei Ihrem Monolog auf Augenhöhe leider entgangen sein. Beste Grüsse aus dem Nichts Manfred Erjautz
Warum ...
Srach | 21.05.2013 08:31 | antworten
... geht's heutzutage ununterbrochen überall um "Augenhöhe" und nicht um Nasen- oder Ohr-...? - Aber wahrscheinlich hier zu recht, weil's um SchauKunst geht.
Warum ...
Srach | 21.05.2013 08:31 | antworten
... geht's heutzutage ununterbrochen überall um "Augenhöhe" und nicht um Nasen- oder Ohr-...? - Aber wahrscheinlich hier zu recht, weil's um SchauKunst geht.

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