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Zum Tod von Kristian Sotriffer

Der Doyen der Österreichischen Kunstkitik ist nicht nur einer der bemerkenswertesten Kunst-Denker der 2. Republik in Österreich gewesen, sondern auch ein engagierter und präziser Ausstellungsmacher. Es fällt mir die traurige Ehre zu, sagen zu dürfen, dass Kristian Sotriffer sein letztes Ausstellungsprojekt, die erste Retrospektive des Prager Künstlers Zbynek Sekal, in der Kunsthalle Krems im vergangenen Sommer realisiert hat. Ich konnte dabei ein weiteres mal seine große Kennerschaft und sein weites Denken kennenlernen aber auch seinen überraschend großen Humor, manchmal sarkastisch, manchmal kritisch, manchmal ironisch, aber immer voller Liebe zur Kunst.
Carl Aigner, Niederösterreichisches Landesmuseum
Kristian Sotriffer war ein stets Wertungen und Maßstäben verpflichteter Kritiker. Neben fundierter Information ging es ihm in seinen Rezensionen immer auch um das nachvollziehbare, bessere, möglichst richtige Argument. Zeitgeist und Moden stand er mit Skepsis gegenüber, dem tatsächlich Neuen und Anspruchsvollen gegenüber begegnete er mit Offenheit, bemüht um die Haltbarkeit gut überlegter Formulierungen. Unter Kollegen konnte man mit ihm sachbezogen und zugleich unterhaltsam diskutieren. Sein Zynismus voller Esprit beruhte auf profunder Kenntnis österreichischer Mentalität und der Verhältnisse im Kunstbetrieb.
Peter Baum, Neue Galerie Linz
Als junge Ausstellungsmacherin ist Kristian Sotriffer für mich eine Instanz gewesen, deren Urteil ich mit Respekt und manchmal auch mit einer vagen Furcht erwartet habe. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, seine latente Bärbeissigkeit zu verstehen, gleichwie seinen intellektuellen Scharfsinn und seine Kompromisslosigkeit zu bewundern: In einer Zeit, in der das intelligente Urteil immer weniger gilt und fast allerorts eine Verflachung im Umgang mit Kunst und Künstlern eingetreten ist, ist Kristian Sotriffer eine der wenigen Ausnahmen im Kulturbetrieb gewesen, anhand derer es gelohnt hat, seine eigene Kompetenz auszuloten.
Ingried Brugger, BA-Kunstforum
All den berührenden Nachrufen und von Hochachtung getragenen Statements zum Tod von Kristian Sotriffer wäre noch sein Engagement für die österreichische Kunstkritik insgesamt hinzuzufügen. Für junge Kollegen wie Johanna Hofleitner, Dietmar Steiner und andere gilt Kristian Sotriffer gleichsam als Lehrer, der den Nachwuchs auch in der Redaktion durchaus gefördert hat. Als ich Mitte der achtziger Jahre gerade einmal die Mittelschulbank drückte, war Kristian Sotriffer nach Harald Sterk über einen geraumen Zeitabschnitt hinweg Präsident der seinerzeit noch relativ jungen Österreichsektion der AICA. Heidi Grundmann, seine damalige Vizepräsidentin, schildert diese Zeit als eine Periode, in der sich der Verband der Kunstkritiker als Mitautor von Resolutionen zu kunstpolitischen Themen, als Veranstalter von internationalen Symposien und als Initiator eines \"Österreichischen Kunsttages\" einer breiten Öffentlichkeit stellte. Angelica Bäumer erinnert sich mit wieviel Achtung, Neugierde und Engagement sich Kristian Sotriffer für die Belange der Kunstkritik eingesetzt hat. Dieses Vermächtnis gilt es in der AICA weiterzutragen.
Daniela Gregori, AICA Österreich
Er war mein liebster Kritiker, Freund und Feind zugleich. Unbestechlich, geradlinig und auch seine Eigenheiten werden uns in der Szene fehlen.
Ernst Hilger, Galerie Hilger
Die österreichischen Galeristen betrauern den Tod eines Kritikers, der über Jahrzehnte ihre Arbeit und die Werke der Künstler mit wertvollem Interesse und großem Einsatz begleitet und dabei von Anfang an Maßstäbe gesetzt hat. Der Beitrag Kristian Sotriffers zur Entwicklung der österreichischen Kunst seit den frühen sechziger Jahren ist kaum zu überschätzen, sein konsequentes und unbestechliches Begleiten der aktuellen Kunst ist der Grund für unsere höchste Wertschätzung.
Hans Knoll, Verband österreichischer Galerien moderner Kunst
Es war gar nicht so selten, dass ich mich in den 28 Jahren meines Galeristendaseins manchmal gefragt habe, \"ob das dem Sotriffer gefallen wird?\". Und die abschließende Pause nach den manchmal an mich gerichteten Worten \"mhm - ja - aber die eine Zeichnung dort, also Herr Lang?.\" konnte ganz schön laut sein. Kristian Sotriffer war ein herb Unbestechlicher. Einer wie er wird der Kunstszene seit gestern fehlen.
Manfred M. Lang, Galerie Lang Wien
In einem Gespräch mit Maria Lassnig hat Kristian Sotriffer einen Satz in Erinnerung gerufen, den die Künstlerin einmal auf einer Zeichnung notiert hatte: \"Ich habe leider umsonst gelebt, der Rembrandt auch.\" Der profunde Kenner ihres Werks stellte diese Aussage nämlich sehr in Zweifel. Und hätte er selbst diesen Satz geschrieben, würden wir ihm nun vehement widersprechen. Kristian Sotriffer hat als Kunstkritiker und -schriftsteller für die zeitgenössische Kunst gelebt. Er hat nicht nur über nahezu alle international bekannt gewordenen österreichischen Künstlerinnen und Künstler des 20. Jahrhunderts geschrieben, sondern er hat sich mit ihnen und ihrem Werk stets intensiv auseinandergesetzt und auf diese Weise ihre Arbeit befördert wie kaum ein anderer Kritiker im deutschsprachigen Raum. Dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet und betrauern zugleich den Verlust eines stillen Doyens der österreichischen Kunstkritik.
Gerald Matt, Kunsthalle Wien
Khristian Sotriffer hat mich seit meinen ersten Tag als Direktor des MAK begleitet. Als Kunstkritiker war er ein bedeutender Faktor für die gesamte Wiener Kunstszene. Seine kritische Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst war nie modisch, er hatte eine eigene Meinung, an der man sich reiben konnte. Er war unbeugsam und unbestechlich. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber oft ist er über seinen Schatten gesprungen und hat sich mit Themen der zeitgenössischen Kunst auseinandergesetzt, die nicht unbedingt die seinen waren. Er hat eine ganze Generation von Künstlern begleitet und hat ihnen durch seine kritische Auseinandersetzung mit ihren Arbeiten Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit verschafft.
Peter Noever, MAK
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1 Posting in diesem Forum
K.S.
johanna hofleitner, kollegin | 23.12.2002 01:24 | antworten
Er hat nur den ersten Zipfel des neuen Jahrhunderts noch erlebt: In einer Zeit, in der sich die Strömungen im Jahresrhythmus die Hand geben, Kristian Sotriffer, Vertreter einer \"anderen\" Epoche gewesen. Doch auch wenn er Werte vertreten hat, die heute alles andere als bequem, beliebt, gefragt, modisch sind - vergessen wir nicht, daß er für Prinzipien eingestanden ist, die rar, aber essentiell sind: Konsequenz, Gründlichkeit, Feingefühl, Sprachgenauigkeit - und oft auch (kritische) Härte. In Zeiten des Spektakels sollten wir uns zumindest der Präzision erinnern, die er als Maßstab für seine Texte und sein Urteil angelegt hat.

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