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Rudolf Polanszky: Illusionäre Symbiose

Zusammengeknüllte Pappe, bemalt und aufgespießt auf einem wackeligen Gestänge. Das, was bei flüchtigem Augenschein so aussieht wie ein gelungener Franz West–Brocken, ist ganz etwas anderes, vielmehr zeigt sich eine der multiplen Inspirationsquellen, die Basis für dessen sozialorientierten Kunstkosmos und Kunstbegriff waren.(1) Rudolf Polanszkys Werke und Werktitel sind durchdacht, auf einem vielschichtigen komplexen Gedankenbau entstanden. Die „Hypertransforme Skulptur“ verbirgt ihren Inhalt, ihre Essenz in Faltungen. Ihre äußerliche Wirrnis ist brachial geöffnet worden, die vormals ballenförmige Gestalt durchsägt. Das wunde Innere wird im verzerrten Spiegelbild sichtbar um sich mit seinem scheinbaren Gegenüber zum begehrten symmetrischen Ganzen zu schließen. Die Symbiose ist illusionär. Je nach Sichtweise definiert sich die Erkennbarkeit des Sichtbaren alternierend, die Erkenntnis ist relativiert. Die Skulptur ist ein Gedankenexperiment, äußerst fragil und droht jederzeit auseinander oder ineinander zu brechen. Sie markiert eine augenblickliche Situation eines sich permanent wandelnden Zustands. Sie ist ein herausgeschnittenes momentanes Detail aus jenem „hyperbolischen Raum“, der als mehrdimensionaler Geistesraum sich stets fortentwickelt und sich so einer dauerhaften Gültigkeit in bildlicher Entsprechung entzieht. Dieser hat für Rudolf Polanszky als ideeller Begriff doch realen Charakter und ist von übergeordneter, existenzieller Bedeutung für sein Kunst- und Weltverständnis. Insofern ist jede seiner manifesten Äußerungen in Gestalt eines Kunstwerks eine sehr persönliche Gradwanderung, plastische Definition einer momentanen subjektiven Erscheinungsform, präzise in ihrer Nichtpräzision. Die Skulptur erscheint als Entität, in ihrer Relativität als mehrdeutige Reflexion, die in der lapidaren Materie konkret ist und gerade als solche höchste Authentizität verkörpert. -- (1) Rudolf Polanszky und Franz West begegneten sich Anfang der 70er Jahre. Es folgte eine Freundschaft und teilweise Zusammenarbeit. Temporär nutzte West auch das Atelier Polanszkys.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Rudolf Polanszky
17.05 - 27.07.2013

Galerie Andreas Huber
1040 Wien, Schleifmühlgasse 6-8
Tel: +43-1-586 02 37, Fax: +43-1-586 02 37
Email: art@galerieandreashuber.at
http://www.galerieandreashuber.at
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
Ein Schritt zurück
aussani | 23.05.2013 08:07 | antworten
Der Markt braucht nun frische West's. Gibt nun das Original nicht mehr; dann also etwas was so ähnlich aussieht, passt doch. Nur nicht zu viel Risiko nehmen. Den Text ist mir zu über-konstruiert und bemüht.
Fremdwörter und klassische Moderne
Ästhetik | 24.05.2013 01:41 | antworten
Nimm die Fremdwörter weg > was bleibt dann von dem Text; oder gar von den Werken?? Ich finde die Skulpturen schlüssig, so würden wir es wohl alle machen oder besser: Damals gemacht haben. Wenigstens ist diese Ästhetik endlich bei den Sammlern angekommen. Klassische Moderne eben.

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