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Football is coming home

Ab dem nächsten Jahr wird der Ski-Weltcup zweigeteilt. In dem einen Wettbewerb dürfen nur noch Fahrer teilnehmen, die aus Nationen kommen, wo es Berge mit mehr als 4.000 Metern Höhe gibt. Favoriten sind die Schweizer, die Italiener, die Franzosen und die Amerikaner. Im anderen geben sich diejenigen ein Stelldichein, in deren Herkunftsländern die Erhebungen weiter unten aufhören, also, zum Beispiel, die Engländer, die Holländer und die Österreicher. Mögen die jeweils besten gewinnen. Blöder Schmäh? Zugegeben, die Geschichte ist erlogen, aber für jemanden, der aus Spanien kommt oder aus Deutschland, wäre das soeben geschilderte Prozedere in etwa so plausibel wie das, was die UEFA jetzt wieder mit der Fussball-Europameisterschaft anstellt. Österreich und die Schweiz! Miteinander! Wenn die Länder zu klein sind und ihre Nationalmannschaften zu schlecht, dass sie ein solches Championat im Kreuz haben, dann sollte man jemand anderen damit betrauen. Doch auch im Sport gilt mittlerweile Affirmative Action. Wenigstens ist nicht Skandinavien zum Ausrichter erklärt worden, sonst hätte man gleich vier Teams die Teilnahme schenken müssen. Dafür hat sich jetzt Österreich zum ersten Mal so etwas wie qualifiziert. Weiße Weihnacht am grünen Tisch. Nun wird auch das letzte Land, das auf Kultur setzen muss, weil es da besser ist als im Fussball, sein Selbstverständnis vom Kopf auf die Beine stellen. In seiner Weisheit und Treue zur Partei hat das Bewerbungskomitee den Freunden des Wahren und Schönen noch eine Chance gelassen. Zumindest bis nächstes Jahr: Klagenfurt ist nämlich Austragungsort, Graz ist keiner. Da schimpft man jetzt im Steirischen (man war natürlich noch nie in Kaiserslautern - die sind auch bei der WM 2006 dabei und Düsseldorf nicht). Und man darf weiter phantasieren von Mur-Inseln und Kunsthäusern. Aki Bleich-Rossi, Galerist in Graz, unvergessen als einer hellsichtigsten Vertreter der aktuellen Produktion in Österreich und als der Mann mit den besten Manieren im Kunstbetrieb, gab gern folgende Erklärung für sein Engagement: \"Wien hat die Touristen, Linz hat die VOEST, Salzburg hat die Festspiele, Innsbruck hat die Berge und sogar Leoben hat den Fussball\" (damals gab es noch Donawitz). \"Nur Graz hat nichts als die Kultur.\" Na also. Und das bereits im Jahr 2003.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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