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U.F.O.-NAUT JK (Júlìus Koller) orchestrated by Rirkrit Tiravanija: Widerständiger Fragensteller

Betritt man die Galerie in der Eschenbachgasse, so glaubt man sich in einem Freizeitclub wieder zu finden. Vier Tischtennistische stehen in den nicht allzu großen Galerieräumen und die MitarbeiterInnen der Galerie bieten sich als Spielgefährten an. Die Tische tragen den Satz: „Morgen ist die Frage“, der in verschiedenen Farben als Aufdruck auf ihnen zu sehen ist. Die Tischtennisschläger sind mit einem Fragezeichen markiert. Rirkrit Tiravanija nimmt hier Bezug auf die 1970 stattgefundene „Ping –Pong Society“ des 2007 verstorbenen slowakischen Künstlers Julius Koller. Der Dialog in Kollers damaliger „Ausstellung“ stand dabei im Vordergrund. Der Künstler lud die Betrachter ein, mit ihm oder anderen Besuchern in Kontakt zu treten. Der Ping-Pong-Klang orchestrierte den dabei entstandenen Dialog. Wie sehr die Kommunikation Teil von Kollers Œuvre war, zeigen auch die Sätze von Rirkrit Tiravanija auf den Ping-Pong Tischen, die über das Morgen philosophieren. Koller war außerdem ein überzeugter Verfechter des Fragezeichens. „The Question Mark“ taucht immer wieder in seinen Arbeiten auf. Am Stephansplatz in Wien formierten sich in einer Nachstellung von Tiravanija Menschen in Form eines Fragezeichens. Sie fügen sich zusammen und lösen sich „als Fragezeichen“ wieder langsam auf. Eine große Fotografie von dieser Aktion Tiravanijas, die auf eine Inszenierung von Koller von 1978 zurück geht, ist ebenfalls bei Martin Janda zu sehen. Júlìus Koller, der die meiste Zeit seines Lebens in einer Diktatur lebte, wusste um die subversive Kraft des Fragenstellens. Zu fragen, ohne dabei automatisch Antworten zu bekommen kann unterhöhlen. Fragen können auch ein anarchistischer Zug in einem despotischen System sein. Und sie sichern das moralische Überleben des Fragestellers. Koller der immer ein Ausnahmekünstler jenseits des offiziellen Mainstream war, hatte auch eine Begabung für situationistische Kunst und Komik. Im Untergeschoß der Galerie sind kleinformatige Papierarbeiten des Künstlers zu sehen. Ein Papier ist von links oben bis rechts unten mit einer Reihe von A beschriftet. Es zeigt den Buchstaben A des Wortes „Anfang“ der das gesamte Papier bedeckt und das Unvermögen der handelnden Person über einen Beginn hinaus zu kommen ausdrückt. Koller hatte aber auch eine Leidenschaft für die Bezeichnung „UFO“. Ähnlich wie „The Question Mark“ ermöglicht das Fotografieren von „UFO ähnlichen“ Objekten wie zwei aufeinander liegende Untertassen oder UFO ähnlich aussehenden Baumschwämmen, Bezeichnungen wie „Urcovacie Fiktivne Oznacenie U.F.O. (ca übersetzt: Berührung zweier Welten) Dieser Zug ins kosmologische, utopische und nicht zuletzt komische war sicher auch ein Selbstrettungsversuch der künstlerischen Person vor den Bedingungen einer Diktatur. Im Jahr 2007 ist Júlìus Koller 68-jährig an einem Herzinfarkt gestorben. Sein Leben war ein Dienst an einer widerständigen, nicht genormten Kunst.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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U.F.O.-NAUT JK (Júlìus Koller) orchestrated by Rirkrit Tiravanija
10.04 - 25.05.2013

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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