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Geglückter Saisonabschluss

Die in Anbetracht der wirtschaftlichen Situation heruntergeschraubten Erwartungen des Dorotheums wurden jüngst mit einem herausragende Gesamtergebnis der letzten Auktionswoche 2002 übertroffen. Den Auftakt hatte Kunst der Gold- bzw. Silberschmiede übernommen, wo entgegen den üblichen Gepflogenheiten weniger für mehr abgesetzt wurde: mit einer Verkaufsquote von 66 Prozent (Mai 2002: 74 Prozent) summierten sich die Zuschläge auf 644.000 Euro und damit einem Rekordergebnis in der Geschichte der Sparte. Gute Nachfrage herrschte für Arbeiten deutscher Provenienz, wo für kleine Besonderheiten wie das aus der Zeit des Barock stammende Paar Münzbecher mit 6500 deutlich mehr als die veranschlagten Taxe (2500-4000) bezahlt wurde. Internationales Interesse rief ein Prunkgefäß in Form eines Pfaues hervor. Das historistische Kunstkammer-Stück - Silber emailliert mit einem stehenden Pfau aus geschnittenem Bergkristall mit deutscher Provenienz (Beschauzeigen, um 1880) - trat nach einem Bietgefecht bei einem Endpreis von 18.000 (12.000-15.000) die Reise über den großen Teich in die USA an. Das Highlight der Auktion, ein Paar Prunk-Eisbehälter, fand etwas unter den Erwartungen bei 20.000 Euro einen Käufer. Anderntags sorgten Arbeiten des Jugendstils ebenso für ein zufriedenstellendes Gesamtergebnis: 53 Prozent der angebotenen Ware wechselte für 535.000 Euro (netto) den Besitzer, kleinere Überraschungen inklusive. Erst im Mai stieg das damalige Titellos, ein Glasaufsatz Josef Hoffmanns (Ausführung Lötz Witwe) für die Kölner Werkbundausstellung 1914 auf hervorragende 22.000 (4500-6500); eine Variante des Aufsatzes mit geometrischem Ätzdekor stand nun mit einer angepassten Taxe von 10.000-15.0000 Euro im Angebot und konnte den Preis neuerlich toppen: für 26.000 Euro verblieb die Rarität (bisher sind nur die beiden Ausführungen bekannt) bei einem Sammler aus Österreich. Die Überraschung des Tages lieferte ein Spross der Hagenauer-Familie. Der Hoffmann und Hanak Schüler Karl Hagenauer entwarf den Messing-Spiegel mit stilisierten Tierfiguren etwa um 1928/30. Die Gebote des auf 3000-4000 Euro taxierten Wandspiegels kletterten bis auf das Sechsfache und verbuchte erst bei hervorragenden 16.000 Euro seinen Endpreis. Gesamtumsatz der letzten Auktionswoche 2002: 6,25 Mio Zu einem Rekordnachmittag fand sich das Publikum dann am 27. November im Ludwigstorff-Saal zur Auktion in der Sparte Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst ein. Die Spitzenergebnisse durfte dabei vor allem die Sektion vor 1945 verbuchen, allen voran Gemälde Alfons Waldes; sein "Sonntag in Tirol" von 1935 überzeugte mit kalkuliertem Farbauftrag bis zu 110.000 Euro (50.000-70.000). Schließlich wusste Farbenpracht Interessenten zu locken: das Titellos, Karl Hofers im Jahr vor seinem Tod entstandenes "Mädchen mit Schallplatte" gefiel einem heimischen Interessenten bis zur unteren Taxe von 40.000 Euro. In vorweihnachtlicher Stimmung führten die Temperaarbeit "Die Heiligen drei Könige" vom südtiroler Maler Rudolf Stolz zu einem wahren Bietergerangel, das erst beim Sechzehnfachen der Schätzungen (3600-5000) bei 50.000 Euro ein Ende fand. Bei einer Verkaufsquote von 52 Prozent beliefen sich die Brutto-Einnahmen hier auf fast 2,2 Millionen Euro. Auch Gemälde des 19. Jahrhunderts fuhren einen neuerlichen Rekordumsatz ein: 1,26 Millionen netto. Neben adäquaten Ergebnissen für die Hauptprotagonisten Friedrich Gauermann ("Viehtrieb am Zellersee", 140.000 Euro) und Ferdinand Georg Waldmüller ("Idyllische Landschaft mit Wanderern mit Blick auf den Schneeberg", 120.000 Euro) gefiel etwa ein "Stilleben mit Rosenzweigen am Bachufer" des Blumenmalers Josef Lauer für das Doppelte der Erwartungen bei 50.000 Euro. Zum geglückten Saisonabschluss des Dorotheums - mit insgesamt 6,25 Millionen Euro eine der lukrativsten Auktionswochen - trugen die Sparten Möbel mit 550.000 Euro, Juwelen und Uhren mit 566.000 Euro bei.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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