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The Armory Show: Aufgeräumt im traurigen Schlauch

Noch ist sie wohl zu haben, die Armory Show in New York. Louise Blouin sah eigentlich schon we die sichere Neu-Eigentümerin aus. Aber irgendwe ist der Deal dann doch noch geplatzt. Jetzt liegt Roman Abramowitschs Yacht direkt neben Pier 92 und dient seiner Freundin Dasha Zhukova als Hotel. Ob das Zufall ist, weiß niemand zu sagen. Immerhin ist die Betreiberin des Moskauer Garage Center for Contemporary Art auch bei Artsy investiert. Der Internetmarktplatz stellt in diesem Jahr den Online-Katalog der Armory Show. Jenseits der Eigentümerfrage bewegt in New York jedoch vor allem die mühsame Reformation der New Yorker Leitmesse die Gemüter der einheimischen Kunstszene. Die Ergebnisse der letzten beiden Ausgaben machen immerhin Hoffnung. Die Stimmung unter den Ausstellern ist jedenfalls aufgeräumt. Jane Corkin aus Toronto war jahrelang in Basel und eine der Premierenausstellerinnen in Miami. Bis auf die Armory macht sie allerdings zurzeit überhaupt keine Messen mehr. Und das, obwohl sie mit dem Leipziger Fotografen Frank Mädler einen gefragten Künstler im Programm hat, dem internationale Märktpräsenz nicht schaden könnte. Doch das Format sieht sie – nicht als einzige – mittlerweile kritisch. New York funktioniere, weil sie hier viele Kunden haben und viele wichtige Kuratoren treffe. Alles andere habe sich immer mehr zum Nullsummenspiel entwickelt. Vielmehr interessiere sie, wie sie ihre Künstler richtig positionieren könne. Und da ist eben nicht nur bei ihr die Messe nicht mehr unbedingt das probate Mittel. Paul Hodge von der Londoner Hales Gallery bringt es auf den Punkt: "Messen sind im Grunde genommen alle gleich. Ob der Teppich blau ist oder grau, interessiert vielleicht das Publikum, aber mich nicht. Mich interessiert, wie viel Geld ich ausgebe, wie viel ich einnehme und wie viel Aufmerksamkeit ich für meine Künstler finde. und da war die Armory zuverlässig gut für uns, auch schon in diesem Jahr." Die Rechnung des Briten ist damit nüchterner als die so mancher seiner Kollegen, wie der Erfolg der Frieze zeigt. Ästhetisch zwar durchaus gelungen, waren die Umsätze vieler Aussteller bei der Premiere des Londoner Ablegers wohl ausgesprochen mäßig. Obwohl einige Teilnehmer für dieses Jahr abgesprungen sind, hatten die Macher keine Probleme, die Lücken mit anderen angesagten Galerien zu füllen. Angesprochen auf das Phänomen, dass viele Galeristen anscheinend lieber auf einer hippen Messe Verluste machen, als bei einer "uncoolen" Veranstaltung Geld zu verdienen, erklärt Noah Horowitz, der in diesem Jahr erstmals die Armory Show vollständig selbst verantwortet: " Die Armory Show war in den letzten Jahren zu groß und beliebig geworden. Selbst wenn die Aussteller gut verkauften, haben sie sich unwohl gefühlt. Wir haben darauf reagiert. Es geht jetzt darum, einen angemessenen Rahmen zu schaffen. Ich glaube, dass wir auch wieder junge Galerien gewinnen werden, wenn sie sehen, dass die etablierten Galerien wiederkommen." Erste Erfolge kann die gestraffte Armory bereits verbuchen. Durch das Ausbleiben von einigen der üblichen Verdächtigen, die ohnehin auf allen Top-Messen präsent sind, ist die Bühne bereitet für einige frische Positionen. Hilfreich ist dabei die Focus-Sektion, die sich in diesem Jahr den USA widmet. Hier findet sich eine verwirrende Bandbreite US-amerikanischer Kunstproduktion. Neben den bronzierten Schuhen von Kendell Carter, die wie in Ladenregalen präsentiert werden – bei Erstteilnehmerin Monique Meloche aus Chicago – protzt Gagosian mit Spätwerken Andy Warhols, unter anderem ein gigantisches "Camouflage Painting", dessen Preis man nicht öffentlich nennen möchte. Anlass für den Focus ist das hundertjährige Jubiläum der Armory Show. Die hatte zwar zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit der heutigen Veranstaltung (eigentliche Gründung 1997) herzlich wenig zu tun, brachte aber erstmals künstlerische Avantgarde nach New York und wird daher gerne als Patin gesehen. Problematisch ist nach wie vor die Modern-Abteilung in Pier 92, in der erbauende Präsentationen wie der Dieter Roth gewidmete Stand der Hamburger Galerie Levy wohltuende Ausnahmen sind. Mit der Art Show der Händlerorganisation ADAA auf der gegenüberliegenden Seite der Halbinsel Manhattan ist die Konkurrenz übermächtig. Die Zeitgenossen-Abteilung in Pier 94 macht Hoffnung, der nach hinten inhaltlich immer dünner werdende Schlauch in Pier 92 macht traurig.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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The Armory Show
07 - 10.03.2013

Armory Show
10019 New York, Piers 88 und 90
http://www.thearmoryshow.com


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