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Kunstkammer Wien: Kommen und Staunen

Für die Frau Minister war es eine Woche der Superlative. Zuerst durfte sie sich in Los Angeles bei den Feierlichkeiten am Rande der Verleihungen über gleich zwei wie auch immer österreichische Oscars freuen und nun öffnet nach einem Jahrzehnt auch noch die Kunstkammer. Die Dame kommt viel herum, um so größer ist die Begeisterung über die Art und Weise, wie die aus ihrem Haus genehmigten öffentlichen Mittel investiert wurden. Es wäre die „weltbeste Präsentation“, ließ sie sich vernehmen, und es klang irgendwie, als hätte Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach bei den ministeriellen Redeunterlagen Hand angelegt. Von Frau Direktor Sabine Haag ist man derlei Emphase durchaus gewöhnt, und man glaubt ihr gerne, dass die Wiedereröffnung der Kunstkammer für sie ein sehr emotionaler Moment ist. Unermüdlich und sicher nicht ausschließlich zur Requirierung zusätzlicher Mittel war sie am Werk, die Zimelien der Abteilung und deren Aktualität als Wissensspeicher in Erinnerung zu rufen. Immerhin ist eine Generation ohne die Kenntnis der Kunstkammer aufgewachsen, ohne jenen Ort „des Wissens, Staunens und lustvollen Lernens“, wie es Haag zusammenfasst. Und in der Tat, wer einmal als Kind in der Kunstkammer gewesen ist, wird sich an das Staunen erinnern. An zu Kelchen umfunktionierte Kokosnüsse, an Straußeneier mit kunstvoller Verzierung, an Bezoare und andere gar wunderliche Exponate wie Trinkspiele und Salzbehältnisse, die man dem Vernehmen nach über den Tisch rollen konnte. Um es kurz zu machen, das Unterfangen ist auf allen Ebenen überaus gelungen, nicht zuletzt auch weil man bei den Objekten sehr selektiv vorgegangen ist. Unter dem Motto, dass 50 Kristallpokale dem gängigen Ausstellungsbesucher auch keinen größeren Erkenntnisgewinn bringen als fünf, werden nun von dem 8000 Objekte umfassenden Konvolut immer noch reichliche 2200 Exponate ausgestellt. Die Saliera ist eines von ihnen und nimmt nur insofern eine Sonderstellung ein, als dass sie eine von 20 „Saalregenten“ ist, die gleichsam die visuell-didaktische Patronanz über den jeweiligen Raum übernehmen. Die 20 neu gestalteten Säle gliedern sich nach dem Konzept von bogner.cc in drei Sektionen und drei parallel gezogene Erzählstränge. Das könnte man freilich auf das Beste aktiv nachverfolgen, man kann sich aber ebenso gut von der Anordnung der Objekte leiten lassen und staunen über Sichtachsen, über verschiedentlichen Anordnungen der Vitrinen und Objekte, über Konstellationen, die es vermögen, sich wandelnde Weltbilder und Konstrukte der Selbstrepräsentation der jeweiligen Herrscher zu transportieren. In seinem Part sah sich der in Stuttgart und Berlin tätige Architekt HG Merz gefordert, sich zwischen „Demut und Delikatesse“ zu bewegen, seine Vitrinen, die gegen jene von Clemens Holzmeister aus den 30erJahren ausgetauscht wurden, geben den perfekten Beleg für diese Haltung ab. Letztenendes ging es auch darum, die Einbauten für die Präsentation in Einklang zu bringen mit der historistischen Bausubstanz. Man glaubt gerne, dass die Beleuchtung in einem muselalen Umfeld, das für Tageslicht konzipiert wurde, eine besondere Herausforderung darstellt. Leuchtkörper werden in diesem Zusammenhang immer als Fremdkörper empfunden, dass man sie künstlerisch verbrämt, indem man Olafur Eliasson den Unvermeidlichen hinzuzieht, macht die Sache auch nicht besser. Aber das ist auch schon alles, was man beanstanden könnte.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Kunstkammer Wien
01.03.2013 - 31.03.2018

Kunsthistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 5
Tel: +43 1 525 24 0
Email: info@khm.at
http://www.khm.at
Öffnungszeiten: Di-So 9.00-18.00


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