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Richard Hamilton - The Late Works: Das unvollendete Meisterwerk

Von Anfang an bereits sollte die Ausstellung „The Late Works“ betitelt sein, nun sind nicht nur die späten, auch die finalen, die aller letzten Werke darunter. Der Künstler ist während der Vorbereitungsarbeiten der Show gestorben und womöglich ist das auch der Grund, warum die Präsentation dann doch etwas voller geworden ist, durchaus auch mit retrospektiven Verweisen. An sehr prominenter Stelle zeigt die Londoner National Gallery Arbeiten von Richard Hamilton (1922-2011), wohl eine der zentralen Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit. 1956 hatte er mit der Collage „Just what is it that makes today´s homes so different, so appealing?“ die Inkunabel der Pop-art geschaffen, 1968 gestaltete er für die Beatles das Cover des „Weißen Album“, entsprechend tritt dem Besucher zu aller erst „Hôtel du Rhone“ aus dem Jahr 2005 ins Blickfeld, ein gediegenes Interieur samt nackter Dame und Staubsauger, der begleitende Katalog ist nahezu quadratisch und weiß, auch hier wird einer Ikone die Ehre erwiesen. Hamilton selbst stellte in den Arbeiten der letzten Jahre immer wieder Referenzen her zu Werken und Themen der Kunstgeschichte, interpretierte diese neu wie beispielsweise eine Verkündigung, die dann schon mal via Schnurlostelefon überbracht wird. Die postmodernen Hallen des Sainsbury Wing, jenes Anbaues von Robert Venturi und Denise Scott Brown, werden bei Hamilton in Anlehnung die kahlen, sakralen Innenräume des Niederländers Pieter Saenredam zum Saensbury wing. Der Computer war dem Künstler die letzten Jahrzehnte das vornehmliche Arbeitsmaterial, als Malerei bezeichnete er die Ergebnisse dennoch. Und immer wieder beschäftigte er sich mit Duchamp. 1965 hatte er dessen „Le grand verre“ rekonstruiert, ein Jahr später eine Aussttellung in der Tate organisiert, die Ausstellung nun verfügt über eine „Descending nude“ von 2006. In Anlehnung an Duchamps letztes Werk bezeichnete Hamilton die Arbeit, von der er wusste, er würde sie nicht mehr fertig stellen können, als sein „Etant donnés“. „Balzac (a) + (b) + (c)“ ist nun der Titel der drei großen Computerausdrucke und sie bezieht sich auf die Erzählung „Das unbekannte Meisterwerk“, jener Geschichte eines alternden Künstlers der in seinem steten Tun den ins Auge gefassten Akt einer weiblichen Schönheit dergestalt zu malt, dass nur noch ein Fuß zu sehen ist. Erst als zwei junge Kollegen dem Ganzen mit Verständnislosigkeit begegnen, muss Frenhofer, so der Name des Artifex, erkennen, das sein Meisterwerk hoffnungslos missglückt ist, er zerstört noch in der Nacht das Bildnis und setzt seinem Leben ein Ende. Bei Hamilton haben nun die Selbstportraits von Nicolas Poussin, Gustave Courbet und Tizian als Poussin, Porbus und Frenhofer bei der orientalisch wirkenden Dame zueinander gefunden. Aus dem unbekannten Meisterwerk sind Variationen eines unvollendeten Meisterwerkes geworden.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Richard Hamilton - The Late Works
10.10.2012 - 13.01.2013

The National Gallery
WC2N London, Trafalgar Square
Tel: +44 (0)20 7747 2885
Email: information@ng-london.org.uk
http://www.nationalgallery.org.uk
Öffnungszeiten: Mo-So 10-18, Fr 10-21 h


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