Stefan Kobel,
KunstHalle statt Guggenheim für Berlin
Im Februar dieses Jahres (siehe den artmagazine Bericht) hatte die Deutsche Bank angekündigt, ihre Kooperation mit der Guggenheim Foundation zu beenden und den gemeinsam betriebenen Ausstellungsraum in Berlin Unter den Linden zu schließen. Jetzt rudert das Geldinstitut zurück. Oder vor. An genau der Stelle, die vorher das Joint Venture beherbergte, soll jetzt die Deutsche Bank KunstHalle entstehen - ein Begriff, der in Berlin nicht ganz ohne Brisanz ist – siehe die untergegangene Temporäre Kunsthalle auf dem Schloßplatz.
"Mit einer eigenen Plattform schließen wir an unsere erfolgreiche Partnerschaft mit der Solomon R. Guggenheim-Stiftung an und setzen unser langjähriges Engagement für Gegenwartskunst aus aller Welt fort. Hier werden wir über Berlin hinaus künstlerisch einen wertvollen Beitrag leisten", erklärte Stefan Krause, CFO der Deutschen Bank, in einer Pressemitteilung anlässlich der letzten Ausstellung der Deutsche Guggenheim. Noch vor einem Dreivierteljahr hatte der damalige Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann verkündet, der Raum sollte zukünftig für ein Dialogforum zwischen Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft genutzt werden.
Statt dessen eröffnet dort im April 2013 die "neue" Spielstätte mit einer Ausstellung des von der Deutschen Bank kreierten „Künstler des Jahres“ 2013 Imran Qureshi. Man darf gespannt sein, mit welchen Argumentationspirouetten das Deutsche Bank Global Art Advisory Council diese Entscheidung begründen möchte. Denn wie das Profil des Künstlers zu dem selbst gestellten Anspruch passen soll, die "Kunsthalle soll der Ort sein, wo junge, vielversprechende Talente zuerst zu sehen sein werden“ (Krause), ist nicht ganz klar. Der 1972 geborene Pakistaner stellt seit 2001 in der Londoner Galerie Corvi-Mora aus und war schon auf den Biennalen von Sydney (2012), Sharjah und Thessaloniki (beide 2011) sowie Singapur (2006) zu sehen.
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