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Französisches Glas des Jugendstils und Art Déco

Schwingende Wellenbewegungen, Elemente aus Flora und Fauna sind die Kennzeichen der bei Sammlern besonders beliebten Glaskunst des Jugendstils. Hinsichtlich der Formgebungen waren asymmetrische Varianten beliebt, die man natürlichen Objekten wie Zwiebeln oder Kürbissen - meist als reliefgeätzter Dekor - nachempfand. Angebot Als zentrale Persönlichkeit des französischen Jugendstils gilt Emile Gallé (1846-1904) aus Nancy, der mit einem gänzlich neuen Design bei der Weltausstellung von Paris 1867 für Furore sorgte. In der Keramik- und Glasfabrik seines Vaters kreierte Emile Kunstobjekte von edelsteinartigem Charakter, die transparent eingefärbt mit opakem Farbglasadern marmoriert und mit Metallfolieneinschlüssen und gestochenen Luftblasen geschmückt waren. Die Faszination für Botanik zeichnet sich im Dekor seiner Gläser durch hervorragende Blumendarstellungen aus. 1874 übernahm er den Betrieb seines Vaters und seit damals erfreuen sich Gallé-Stücke ungebrochener Beliebtheit. Vasen sind heute - je nach Größe - zwischen 5.000 und 20.000 Euro veranschlagt; je aufwändiger die Technik (z.B.: geschnittene statt geätzter Varianten), desto seltener und damit teurer sind Arbeiten. Etwa solche in Marqueterie-Technik - dabei wurden partiell mit Silberfolie hinterlegte farbige Glasmotive in die warme Glasmasse eingewalzt - kleine Stücke erst ab 15.000 Euro. Der Preis für Lampen - mit gegossenen Metallmontierungen oder durchgängig Glas - beginnt bei 15.000 bzw. 25.000 Euro. Ebenfalls in Nancy begannen ab 1891 die Brüder Daum Kunstgläser nach dem Vorbild Gallés herzustellen. Bald wurde die Firma der Daum Frères zu einem der erfolgreichsten Unternehmen in Lothringen, man wandte sich der Serien- und industriellen Massenproduktion zu und überschwemmte den Markt mit einer ziemlich grob ausgeführten "Ätzware". Erst später entwickelte Antonin Daum neue, eigene technische Verfahren und konnte mit ihrer Hilfe ganze Landschaftsbilder aus buntem Glaspulver zwischen den Überfangschichten eines Glases festhalten: Diese sind die beliebtesten Stücke bei Sammlern, wobei der Zusammenklang der verschiedenen, in Über - und Unterfängen verwendeten Farben sowie der Kontrast mattierter Flächen den besondern Reiz dieser Gläser ausmachen. Miniaturvasen sind hier mit 1.000-1.500 Euro veranschlagt, große Bodenpendants dagegen nicht unter 20.000 Euro erhältlich; Vasen mit Ätzdekor sind bereits ab 2.000 Euro erhältlich. Wie bei Gallé bildeten Lampen auch bei Daum ein wichtiges Standbein der Manufaktur. Generell ist das Preisgefüge für französisches Jugendstilglas - seit der Hausse Ende der 80er Jahre und der darauf folgenden Baisse - seit knapp zehn Jahren relativ konstant. Die hier angegebenen Preise richten sich nach durchschnittlichen Auktionsergebnissen, die natürlich jedes Jahr von Rekordergebnissen für museale Stücke begleitet werden. Achtung: Signatur, Mariage & Umbau Ob ein Glas wertvoll ist oder nicht, hängt immer von ganz bestimmten Qualitätsmerkmalen ab - selbst wenn die Signatur "Gallé" ist. Gerade jenes "Signatur-Beispiel" führt oft zu Missverständnissen, da diese (geschnitten oder geätzt) meist nicht auf die Autorenschaft sondern lediglich die Manufaktur hinweist. Hinzu kommen Kopien mit der Bezeichnung "tip gallé", die mit der ursprünglichen Manufaktur NICHTS zu tun haben. Bisweilen wird der Schriftzug "tip" weggeschliffen, was allerdings - sofern gut gemacht - nur mit fachkundigem Auge erkennbar ist. Zumeist stimmt auch das Farbspiel der Stücke nicht, sind die Übergänge der Lasuren zu hart die Ätzungen nicht fein genug. Bisweilen werden leider nicht zusammengehörige Teile - etwa Karaffen oder Flakon und Stöpsel, Dosenunterteil und Deckel etc.- als original zusammengehörig verkauft, stellen aber eigentlich so genannte "Mariagen" dar. Bei beschädigten Gläsern wird häufig der obere Rand komplett abgeschliffen: Aus einer Blumenvase kann so beispielsweise eine Schale werden - diese Stücke entsprechen freilich meist nicht dem angegebenen Wert. Ganz allgemein empfiehlt sich aus genannten Gründen stets der Gang zum Fachhändler bzw. zu Experten von Auktionshäusern (siehe Markttipp). Pflegetipp So schillernd die Farben sind - sie bleiben es, denn Lichtempfindlichkeit ist bei Glas keine Schwachstelle. Von Staub befreit man Kunstglas nicht mit einem Geschirrspülmittel sondern mit einer milden, fettlösenden Seifenlauge und einem weichen Schwamm (keine rauhen Oberflächen oder Borsten!). Etwaige Kalkablagerungen wird man mit einem Hausmittel Herr: Wasser einfüllen und Kukident-Reinigungstabletten hinein werfen, dann lösen sich Kalk und andere Ablagerungen schonend von selbst. Markttipp Selbst wenn man glaubt auf dem Flohmarkt ein Schnäppchen zu ergattern - in den seltensten Fällen sind die dort angebotenen Daum & Gallé-Stücke echt. Französisches Glas ist ein besonders internationales Sammelgebiet, weshalb jede Kunst- und Antiquitätenmesse über Aussteller eine Auswahl im Angebot hält. Hier zu Lande empfiehlt sich der Kauf bei spezialisierten Händlern oder bei Auktionshäusern. Eine Auswahl: Glasgalerie Michael Kovacek Auktionshäuser Wiener Kunst Auktionen Dorotheum Galerie Koller Quittenbaum Chistie`s Sotheby`s Bonhams
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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1 Posting in diesem Forum
Franzoesisches Glas / 021118
Gordon H-K Meyburg | 26.11.2002 09:44 | antworten
Sehr schoene Zusammenfassung ! Im Anhang Auktionshaeuser moechte ich sie jedoch bitten Bonhams hinzu zufuegen: www.bonhams.com Unter \'Design 1860-1945\' und der letzten Auktion 12. November 02 koennen hervoragende exemplare zu diesem Theme nachgeschlagen werden Vielen Dank Gordon H-K Meyburg Bonhams London Art Nouveau - Art Deco 0044 207 468 8283

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