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Nicht nur Mut zum Gestern

dc open Teil 2: Köln Tradition wird in Köln bekanntlich groß geschrieben, und manchmal hat das sogar etwas Gutes. Hier wurde das Kunstsammeln als bürgerliche Tugend erfunden, und hier funktioniert das auch noch ganz leidlich. Die Galerien wissen, dass sie auf ihren Heimatmarkt bauen können. Das ermöglicht eine große Bandbreite des in der Stadt gebotenen Programms, und man läuft nicht immer dem letzten Trend hinterher. Die dc open kann so zu einer echten Entdeckungsreise werden. Dabei kommen dann mitunter so spannende Ausstellungen wie bei Figge von Rosen heraus, die es Walter Dahn ermöglichen, neben eigenen Arbeiten solche von Bas Jan Alder, Pieter Laurens Mol und Dan van Golden auszustellen (2.500 bis 36.000 Euro), die eine Künstlergeneration älter sind und ihn beeinflusst haben. Ganz unangestrengt werden so diesseits des Museums Bezüge und Kontinuitäten erfahrbar. Karsten Greve fährt schweres Geschütz auf mit dem Rückblick auf eine dreißigjährige Zusammenarbeit mit Norbert Prangenberg (2.500 bis 70.000 Euro). Da fehlt nicht mehr viel zur Museumsschau. Gleich nebenan bei Boisserée ist die Materiallage einer Schau zum hundertsten Geburtstag von Emil Schumacher allerdings etwas dünner. Die Werke aus dem Nachlass sind bis auf ein Gemälde von 1959 (verkauft) hauptsächlich Gouachen aus den 1980er Jahren (500 bis 34.000 Euro). Jablonka und Jablonka Pasquer Projects zeigen aktuelle Arbeiten aus dem Spätwerk des Op-Artisten Ross Bleckner (20.000 bis 100.000 Euro). Jüngere und alteingesessene Galerien widmen sich also historischen Positionen, die nicht unbedingt zu den marktgängigsten gehören. Auch bei der jungen Kunst wird das Event weniger zum schnellen Abverkauf genutzt. Erste Soloausstellungen sind sogar relativ häufig. DREI, die junge Ausgründung der Galerie Klaus Benden, zeigt erstmals nur Arbeiten der Berlinerin Anna Virnich, deren großformatige Stoffgemälde mit je 4.500 Euro auch preislich den Sammlernachwuchs ansprechen. Ähnlich ist das Preisniveau bei Marion Scharmann, die Skulpturen der Amerikanerin Stef Heidhues präsentiert. Die martialischen Flaggen aus alten Fahrradketten kosten je 6.800 Euro, die kleinen aus Ton geformten Knieschoner, die wie antike oder außereuropäische Kleinplastiken präsentiert werden, sind für 2.800 Euro zu haben. krupic kersting hat Baptiste Debombourg eingeladen, der sich in seinen Tackerbildern den großen religiösen Themen Albrecht Dürers widmet (3.200 bis 13.500 Euro). Sebastian Brandl hat in seinen neuen Räumen erstmals die Gelegenheit, die raumgreifenden Installationen Birgit Verwers im Zusammenhang auszustellen (500 bis 9.800 Euro). Im gleichen Gebäude ist Natalia Tkachevs Galerie Blanket untergekommen. Ursprünglich in Vancouver beheimatet, gab es nicht nur private Gründe, ins Rheinland zu ziehen. Auch einige der treuesten Sammler ihres konzeptuellen Programms kommen von hier. Wenn die Rheinländer es schaffen, nicht wieder der Selbstzerfleischung zu verfallen, haben sie mit alternativen Kunstmarktformaten dieser Art und der so kenntnisreichen wie hartnäckigen Sammlerschaft durchaus das Zeug, eine Alternative zum globalisierten Luxuskunstmarkt zu behaupten. Alle Galerien und Ausstellungen unter: www.dc-open.de
Mehr Texte von Stefan Kobel

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