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Meisterwerke oder Übungsblätter?

„Im besten Fall sind die Zeichnungen von Michelangelo Merisi, aber keine von Caravaggio“. So kanzelt der Kunsthistoriker Claudio Strinati den am 5. Juni 2012 veröffentlichten Fund von mehr als 100 Werken (darunter vorwiegend Skizzen) des als Enfant Terrible und Maler des Lichts gleichermaßen bekannten Caravaggio ab. Richtig ist, dass die Kunsthistoriker Maurizio Bernardelli Curuz und Adriana Conconi Fedrigolli, die Werke im Nachlass des Malers Simone Peterzano (1540 Bergamo - nach 1596 Mailand) gefunden haben, der unter vielen anderen auch Michelangelo Merisi da Caravaggio zum Maler ausbildete. Schwierig dürfte es jedoch sein, die Blätter eindeutig zuzuordnen. Bernadelli und Conconi hatten die Werke anhand von computerunterstützten Vergleichsstudien mit bekannten Werken Caravaggios identifiziert. Kritiker wenden ein, dass sich in dem mehr als 1400 Werke umfassenden Konvolut Peterzanos viele Werke auch von anderen Schülern des Malers befänden und dass viele Zeichnungen einfach Übungsstudien, ohne künstlerischen Wert seien. Caravaggio gilt als der erste Superstar der Kunstgeschichte, mit allen Merkmalen, die man sich von einem heutigen Starkult erwartet. Einerseits hat er mit seiner Interpretation des Chiaroscuro, der Hell-Dunkel-Malerei, einen eigenständigen und für seine Zeit revolutionären Stil geschaffen, andererseits ranken sich um seinen Hang zu jungen männlichen Modellen und einen Ausschweifenden Lebensstil jede Menge Legenden die durch den frühen Tod mit 39 Jahren noch genährt werden. Für die beiden Forscher steht es jedoch fest, dass sie in den nun präsentierten Zeichnungen die „strukturelle DNA“ im Werk Caravaggios extrahiert haben und dass sie den Werdegang eines jungen Künstlers zum gefeierten Genie dokumentieren. Abbildungen der gefundenen Werke sollen heute in einem E-Book bei Amazon veröffentlicht werden.
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