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Art Austria 2012: Eine Österreichische Institution

Ein paar Jahre Anlauf hat es gebraucht. Im fünften Jahr hat sich das Konzept der Art Austria mit wenigen guten Innovationen durchgesetzt. Das Leopold Museum war schon letztes Mal Schauplatz der Messe und mit der neuen Messearchitektur passt es auch. Ein appetitlich gestaltetes Magazin konnte das Publikum vorbereiten bzw. anziehen, schon Tage vor der Eröffnung wurde bei einzelnen Galerien telefonisch Interesse am Angebot angemeldet. Außerdem profitiert die Art Austria von der Verlegung der Viennafair in den Herbst, auch wenn sie inhaltlich keine Konkurrenz darstellt. Und das Publikum hat ebenfalls dazugelernt und weiß in etwa, was zu erwarten ist: Österreichische AusstellerInnen mit österreichischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, nicht zu spritzig, nicht zu gewagt, aber doch immer wieder mit neuen Entdeckungen – die sich dann oft auf einem akzeptablen Preisniveau halten. So mancher wenig beachteter Künstler wird ins Scheinwerferlicht gehoben. Manfred Kopriva nutzt schon seit Jahren die Art Austria als Gelegenheit für Einzelpräsentationen, diesmal für den in der letzten Jahrhunderthälfte tätigen Maler Walter Eckert (Preis der Gemälde zwischen 3.000 und 9.000 Euro). Desgleichen stellt die Galerie Amartis das soeben erschienene, reich bebilderte Werkverzeichnis und Hauptwerke von Robert Keil vor. Ein reiner Hermann Nitsch-Stand wird bei Elisabeth & Klaus Thoman inszeniert – gefüllt mit übermäßigem Pathos. Klare Konzentration hingegen bei Rosemarie Schwarzwälder auf wenige Exponate von drei ihrer klassischen Künstler. Um ein lauerndes Bronze-Ungetier von Herbert Brandl (um 26.400 Euro) gruppiert sie zwei Gemälde desselben (um 58.300 und 47.000 Euro), einige Pigmentdrucke von Heinrich Dunst und delikate Blätter in der Technik „Sonne auf Papier“ von Ernst Caramelle (um 9.400 Euro). Gelungen ist auch die einem filmischen Ablauf nachempfundene Präsentation der originalen Fotoabzüge von Rudolf Schwarzkoglers Aktionen bei Ursula Krinzinger. Einen anderen wichtigen Beitrag mit bedeutenden Fotografien bringt Johannes Faber mit Rudolf Koppitz oder Heinrich Kühn. Hin und wieder wird die Dominanz der zweidimensionalen Ware auf der Messe unterbrochen. Dagmar Chobots Stand lockert den Rundgang wunderbar auf. In lichter Aufstellung bietet sie Skulpturen der Wotruba-Schule und der nachfolgenden Generation an (um 2.000 bis 34.000 Euro). Aufmunternd auch die Gestaltung bei Patrick Kovacs: Er lässt mit Humor, Sinn und Stil seine Möbel auf zwei Laufstegen den ganzen Raum durchmessen, es geht von Jugendstil bis zu Roland Rainers Stadthallen-Sessel (um 4.800 Euro). Während bei Siegfried Kaiblinger die inzwischen schon vertraute Schiele-Zeichnung mit dem schwangeren Akt wieder einmal als Highlight eines Besitzwechsels harrt, überrascht Julius Hummel doch jedes Mal mit einem spannenden Programm. Diesmal intensiviert er in einer Gegenüberstellung die Qualitäten von Filmstills von Kurt Kren und Fotoarbeiten von Elke Krystufek (Krens Filmstill der Otto Muehl-Aktion kostet 2.500 Euro, dagegen Krystufeks Selbstbildnis 7.000 Euro). Aus seinem unerschöpflich erscheinenden Repertoire holte Hummel bemerkenswerte Arbeiten des nur wenig bekannten Heinz Frank hervor (z.B. die Materialcollage zu 2.500 Euro). Ähnliches bei Philipp Konzett: Neben Klassikern wie einer Plastik von Franz West aus den 80er Jahren (um 140.000 Euro) oder einem frühen Schüttbild von Hermann Nitsch (1963, um 150.000 Euro) zeigt er Beachtliches des fast gänzlich vergessenen Malers Robert Klemmer (verstorben 1972). Mitunter ist die angebotene Ware brandneu, bei Rudolf Kratochwill riecht noch die Farbe von Xenia Hausners Gemälde (17.500 Euro). Dass die Kategorien der Kunst auf der Art Austria hingegen althergebracht sind, dass Kunst der Neuen Medien, innovative Techniken, Kinetismus oder lustvoller Spektakel auf anderen Veranstaltungen zu suchen und (selbst in Österreich) zu finden sind (aber eben nicht auf der Art Austria). All das wissen die BesucherInnen inzwischen. Dass das Publikum nicht international durchmischt ist, darauf sind andererseits die AusstellerInnen eingestellt. Dass die Art Austria mit der Viennafair gar nicht konkurrieren will, ist nun endlich allen klar. Dementsprechend fällt das offerierte Spektrum eben dann auch aus. Allerdings haben verschiedene Galerien zum fünften Mal bewiesen, dass in der österreichischen Kunstszene auch unter solchen Prämissen Qualität anzutreffen und selbst in der älteren Generation noch zu entdecken ist. Dass jene Pioniere der Moderne für die nachfolgenden Generationen manchmal sogar an Brisanz kaum einzuholen sind, zeigt der direkte aktuelle Vergleich. Genau dafür scheint die Art Austria die adäquate Plattform zu sein. Und als solche hat sie sich nunmehr institutionalisiert.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Art Austria 2012
08 - 13.05.2012

Art Austria
1070 Wien, MuseumsQuartier Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43/676/924 6008
Email: office@art-port.cc
http://www.art-austria.info


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