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Kommodenuhren

Wien ist voller Anekdoten aus der beschaulichen k.k.Zeit, in der man noch nicht die Zehntelsekunde maß: Angelockt von einer Gewerbeförderung Joseph II. etablierte sich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts in der Donaumetropole eine Uhrmacherkolonie, die der englischen und französischen Kollegenschaft, sowohl technisch als auch künstlerisch, paroli bot. Dies ist deshalb von Relevanz, als Uhren - ob spezifische Typen wie die Kommodenuhr, Reise- und Stockuhren oder auch Taschenuhren - nach Provenienzen, also auch Herstellern gesammelt und bewertet werden. Im Gegensatz zu anderen Sammelgebieten ist jenes der Uhren regional orientiert. Wohl haben mehrere Nationen - England, Frankreich, Schweiz und auch Österreich - hierbei Weltruf erlangt, die jeweiligen Zeitmesser sind in aber in den eigenen Ländern am geschätztesten. Neben Spezialisten wie dem Schweizer Auktionshaus Antiquorum verfügt nahezu jedes internationale Versteigerungsunternehmen über eine eigene Uhren-Abteilung, jene von Sotheby?s gehört unter Sammlern zu den anerkanntesten - seit 25 Jahren betreut dort Experte Michael Turner den europäischen wie amerikanischen Markt Angebot Dieses Sammelgebiet hält als Einstiegsvarianten, die nach technischen oder nach stilistischen Kriterien bereit. Bis 1860 unterschieden sich die Uhrwerke massiv, danach wurden sie parallel zur maschinellen Entwicklung immer ähnlicher, bis etwa um 1900 kaum noch Unterschiede bestehen, da die Werke von den Herstellern en gros vertrieben wurden. In den an der Donaumetropole gefertigten Werken findet meist der große "Wiener Schlag", auch "grand sonnerie" genannt, Verwendung. Zu jeder Viertelstunde ertönt auf dem Tonträger (Glocke oder Tonfeder) die Anzahl der Viertelstunden; darauf folgt auf einem zweiten, akustisch differenten Pendant, die Wiederholung der letzten vollen Stunde. Über eine Repetiervorrichtung kann das Rufschlagwerk jederzeit ausgelöst und der Uhrzeit gelauscht werden (Nachtuhren). Die Wiener Kommodenuhren gehört zu den stilistisch variantenreichsten Typen, der stets den bürgerlichen Wohlstand von seiner charmanten Seite zu dokumentieren wusste. Die Ausgrabungen in Pompeji (ab 1750) boten den fantasiebegabten Handwerkern Vorlagen zur Gestaltung von Uhren. Die Gehäuse ahmten Tempel, Urnen oder Lyren nach, flankiert von plastischen Fabelwesen oder Szenen aus der griechisch-römischen Mythologie. Seit den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts machte sich im europäischen Kunsthandwerk dann eine Ägyptomanie (Obelisken, Sphingen, Hieroglyphen) bemerkbar. Formal sind Empire-Zeitmesser durch strenge, der klassizistischen Architektur entlehnte Formen charakterisiert. Häufig erscheint als Träger oder Aufsatz ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Die übrige Dekorierung ist sparsam, abgesehen von durchbrochenen Zifferblättern wird das Palmettenmotiv oder die damals in der Innenraumgestaltung moderne Draperie geschätzt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts orientierten sich die Wiener Uhrmacher - zumindest rein äußerlich - an dem, was gerade in Frankreich en vogue war. Sammler schätzen die Wiener Erzeugnisse wegen ihrer Lieblichkeit, dem dekorativen Einfallsreichtum der Gehäuse sowie der Technik des Wiener Viertelschlags. Vorsicht! Man muss ja nicht gleich kaufen - diese Devise ist hier besonders wichtig. Ein Nachmittag in der Sammlung Sobek (MAK Expositur Geymüllerschlössl), im Wiener Uhrenmuseum (Historisches Museum der Stadt Wien) oder ein Besuch beim heimischen Spezialisten D&S sind der beste Markteinstieg. Denn ungeübte Augen übersehen wichtige Details, die ein Original von einer "Mariage" unterscheiden. Will man wertbeständig kaufen, ist es wichtig, dass Werk und Gehäuse eine Einheit bilden, also gemeinsam "aufgewachsen" und nicht wie bei einer Mariage zusammenmontiert sind. Vor allem in Osteuropa werden solche Uhren - verlockend ist ihr niedriger Preis! - gerne angeboten. Pflegetipp Werk und Gehäuse sind unterschiedlich empfindlich. Generell ist es besser, eine Uhr überdauert die Zeit in einer Decke eingewickelt auf einem trockenen Dachboden als im feuchten Kellerabteil - das Metall ist korrosionsanfällig, die Holzfurnier dankt wiederum weder zu trockenes noch zu feuchtes Raumklima. Ähnlich wie bei Möbeln oder Bildern ist ein kontinuierliches Raumklima (weder zu kalt, noch überheizt) ohne übermäßige Luftzirkulation (Achtung Staub im Uhrwerk) das anzustrebende Ideal. Die Reinigung von Uhren soll stets Spezialisten überlassen werden. Während ein Staubtuch erlaubt ist, bleibt der Schraubenzieher strengstens verboten - das Zerlegen, Säubern und Ölen eines Werkes soll dem Uhrmacher vorbehalten bleiben. Markttipp Im Gegensatz zum Sammelgebiet der Taschenuhren gibt es für Kommodenuhren und ähnliche keine spezielle Messeveranstaltung. Interessierte können aus dem Angebot von spezialisierten Händlern oder Auktionshäusern wählen. Eine Auswahl: Antiquorum Sotheby`s / Experte Michael Turner Info Sammlung Sobek, Geymüllerschlössl (MAK Expositur), Khevenhüllerstraße 2, 1180 Wien Uhrenmuseum Wien (Historisches Museum der Stadt Wien), Schulhof 2, 1010 Wien
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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