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Herbarium 2011 - 2012 - Daniel Spoerri : Tollkirschen, Goldplättchen und Vaginen

Die Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz zeigt bis 7. April 2012 Assemblagen aus dem Werkzyklus „Herbarium 2011 – 2012“ von Daniel Spoerri. Die ausgestellten Collagen sind ein Teil jener großen Ausstellung, die sich „Natürlich Natur – Paralipomena“ nennt, und von 5. Mai bis 28. Oktober 2012 im Naturhistorischen Museum in Wien zu sehen sein wird. Dort werden unter dem Motto „Inkompenter Dialog“ Objekte aus den Sammlungen des naturhistorischen Museums in Dialog mit Werken von Spoerri treten. Der gebürtige Rumäne, der in der Schweiz aufgewachsen ist und nun sein eigenes Museum in Hadersdorf am Kamp in Niederösterreich leitet (http://www.spoerri.at/), hat durch seine sogenannten „Fallenbilder“ in der Kunstgeschichtsschreibung seinen fixen Platz in der ersten Reihe gefunden. Spoerri hatte solch ein Fallenbild erstmals beim Festival d´Art d´Avantgarde 1960 ausgestellt, das 1961 dann vom Museum of Modern Art angekauft wurde. Der Clou bei diesen „Bildern“ ist, dass ein Augenblick, etwa bei einem gemeinsamen Essen, so festgehalten wird, wie er eben ist. Alles, auch jeder Brösel wird fixiert, und anschließend wird das Ganze wie ein Bild an die Wand gehängt. In diesem Akt liegt etwas davon, dass man einen schönen Augenblick festhalten möchte, und doch wird er durch diese Prozedur genauso getötet, wie ein Schmetterling, der von einem Biologen mit einer Nadel durchstochen wird und so für die Wissenschaft in Ewigkeit weiterlebt, obwohl er sogar früher als vorgesehen sterben musste. In der aktuellen Schau bei Lisi Hämmerle in Bregenz hat Spoerri eine Teejause an die Wand gehängt - in gewohnter Manier, vom Teegebäck bis zu den Haselnussschalen alles in der Vertikalen. Der Hauptzyklus in der Galerie, der auch Teil der Ausstellung im Wiener Naturhistorischen sein wird, basiert auf einer Herbarium-Serie, die der notorische Flohmarktgeher Daniel Spoerri am Naschmarkt in Wien erstanden hat. Die einzelnen Blätter von giftigen Pflanzen wie Hexenkraut, Tollkirsche und Stechapfel tragen Aufschriften wie „Lainzer Tiergarten 3/9/1949“, „Döbling 17/8/1951“ oder „Rossauer Lände 9/9/1949“. Der 82jährige Künstler hat diese Vorlagen verspielt mit Goldplättchen, allerlei Flohmarkttand bis hin zu Details aus der Anatomie wie etwa medizinische Abbildungen von Vaginen erweitert. Eine Spoerrische Fortsetzung in der er seine Vorstellung von der vermuteten Urheberin des Herbariums einfließen ließ und so einen weiten Kosmos von Assoziationen ergibt.
Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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Herbarium 2011 - 2012 - Daniel Spoerri
25.02 - 07.04.2012

Galerie Lisi Hämmerle
6900 Bregenz, Anton-Schneider Straße 4a/I
Tel: +43 5574 47 319, Fax: +43 5574 47 319
Email: galerielisihaemmerle@drei.at
http://www.galerie-lisihaemmerle.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-19, Sa 11-14 h


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