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Sesshaft: Beruf: Galeristin

Man glaubt es kaum. Die Galerie Steinek in der Eschenbachgasse feiert heuer ihren dreißigsten Geburtstag. In der ersten einer Reihe von Jubiläumsausstellungen präsentiert Silvia Steinek unter dem Titel „sesshaft“ Arbeiten von Künstlern ihrer Galerie. Betritt man den ersten Raum so hat man ein Pferd mit Reiter(in) zu umgehen – eine Arbeit des Salzburger Künstlers Peter Brauneis – der „sesshaft“ scheinbar mit aufsitzen gleichsetzt. Linker Hand befindet sich eine Arbeit von Ilse Haider, die in gewohnt perfekter Manier, das Dilemma des Lebens auf den Punkt bringt. Zwei Stapelstühle sind in einander verkeilt und werden durch Glasfaserkabel miteinander verbunden, ja regelrecht in einander verwoben. Sie ziehen einander an und stoßen einander ab. „Stay or go“ so der treffende Titel dieser Arbeit. Das Leiden aneinander und an einem selbst thematisieren auch die Arbeiten von Gudrun Kampl, die ebenso wie Matthias Herrmann, Julius Deutschbauer und Ilse Haider seit 1990 von Silvia Steinek vertreten werden. Mit wunderschönen reliefartigen Stühlen ist Gudrun Kampl in der Ausstellung zu sehen. Es sind wie mit Laubsäge ausgeschnittene Ranken aus Karton, die mit Samt überzogen, die Ansicht von barocken Sesseln entwerfen. Matthias Herrmann ist mit seiner Arbeit „pig pieces“ vertreten. Es sind dies Fotografien in denen er sich an Hand unterschiedlicher Sitzgelegenheiten erneut selbst inszeniert. Manchmal trägt er auch eine Schweinsmaske. Ein ironisches Zitat das auf die Vorurteile gegenüber seiner Arbeit verweist. Neuzugänge in der Galerie sind Martin Schnur und Karen Holländer sowie die junge Künstlerin Olga Georgieva und Clemens Wolf. Bemerkenswert ist hier vor allem die Arbeit der Österreicherin Karen Holländer. Holländer schuf in einem Bild ein vielschichtiges malerisches Selbstporträt indem sie sich im Atelier in vielerlei Gestalt und Posen abbildete. Einmal hängt ihr Körper von einer Reckstange herunter, der Rock bauscht sich in Falten um den Oberkörper. Auch gibt es neben dem großen Format eine Art bemalten Sessel wo Holländer sich selbst in Sitzposition darbietet. Im Schoß hält sie ein Wollknäuel und auf dem T-Shirt liest man das Wort „Hope“. Mit dieser Darstellung öffnet sie ein weites Feld für inhaltliche Interpretationen. Nicht zuletzt sei auf einen weiteren Sessel in der Galerie verwiesen. Damit kommt ein sehr wichtiger Künstler für die Galerie Steinek ins Spiel: Julius Deutschbauer – er hat hier einen einfachen Holzsessel mit Fotopapier überzogen. Darauf ist Silvia Steinek mit verletztem Bein und Krücke zu sehen. Deutschbauer hat dieses Foto ursprünglich als Plakat mit dem Titel „Gott schütze Österreich“ zur schwarz-blauen Wende 2000 gemacht. Die angegriffene Galeristin als Synonym für das „derangierte“ Österreich. Im Gespräch blickt Silvia Steinek milde auf die Anfänge der Galerie zurück. Sie ist einerseits erstaunt darüber, dass tatsächlich so viele Jahre vergangen sind. So fühlt sie sich zwar nicht mehr am Anfang aber doch in der Mitte stehend. Ihr Dank gilt vor allem Ihrem Vater mit dem sie 1982 die Galerie in der Himmelpfortgasse gegründet hat. Er, Heinrich, ist leidenschaftlicher Sammler und Kunstkenner und hatte seine Tochter Silvia schon früh mit Kunst in Berührung gebracht. Künstler wie Adolf Frohner und Walter Vopava gehören zu seinen Freuden und wurden auch in den Anfangsjahren gezeigt, bis Silvia Steinek im Laufe der Neunziger Jahre ihr eigenes Profil mehr und mehr entwickelte. 1990 wurde im 9. Bezirk in der Pramergasse die Steinek Halle eröffnet die eine große Präsentationsplattform für Künstler der Galerie ist. So können diese dort Arbeiten aus ihren Ateliers interessierten Sammlern zeigen. 2006 übersiedelte die Galerie dann von der Himmelpfortgasse in die Eschenbachgasse. Wie wird es weitergehen? Silvia Steinek, der ein gelungenes Zusammenspiel von Künstlern und Galeristin ein großes Anliegen ist, wird wohl weiter die Augen offen halten und für eine angenehme Atmosphäre für Kunden und Künstler sorgen. Als nächsten Schritt geht sie mit ihren Künstlern auf die Art Brussels. Weitere Ausstellungen in der Eschenbachgasse zu „dreißig Jahre Galerie Steinek“ werden dieses Jahr noch folgen.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Sesshaft
07.03 - 13.04.2012

Galerie Steinek
1010 Wien, Eschenbachgasse 4
Tel: +431/512 87 59, Fax: +431/512 87 59
Email: galerie@steinek.at
http://www.galerie.steinek.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 13-18h
Sa: 11-15h


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