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Art Basel Miami Beach: Der lange Marsch zur Marke

Lohnt sich die Reise nach Miami Beach noch? Für Urlauber bestimmt - die Sonne lacht über Florida und Parties hat es immer noch. Kunstsammlern stellt sich diese Frage allerdings anders. Und nicht selten wird sie mit Nein beantwortet. Europäische Sammler machten sich jedenfalls rar auf der Eröffnung der Art Basel Miami Beach. 257 Aussteller, etwas weniger als im letzten Jahr buhlten daher um ein vorwiegend US-amerikanisches Publikum. Nicht nur der übervolle Messekalender dürfte so manchen Sammler von einer Reise nach Miami abgehalten haben. Auch die Politik der Messe wird dazu beitragen, dass der Standort für internationales Publikum an Attraktivität verliert. Denn der Veranstalter verfolgt recht offensichtlich das Ziel, die Art Basel als weltweite Marke zu etablieren, die an allen drei Standorten einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Das Etikett Art Basel soll als Gütesiegel für ein gleichbleibend hohes Niveau stehen und leistet dabei gleichzeitig etwas anderes: die sedative Selbstvergewisserung durch das Immergleiche. Das allerdings tatsächlich in höchster Qualität. Insofern hat sich die Strandmesse der großen Mutter am Alpenrand durchaus positiv angenähert. Die Globalisierung und der Brückenschlag nach Lateinamerika findet weniger im etblierten Segment der Art Galleries statt, sondern vor allem bei der jungen Kunst, etwa in der Sektion Art Nova. Dort findet sich etwa Augusto Arbizos New Yorker Galerie Eleven Rivington, die von der NADA abgworben wurde. Das Hauptfeld ist jedoch so auch in Hongkong oder Basel vorstellbar. Bloß keine Überraschungen. Auf der Strecke geblieben ist dabei das schräg-bunte Gebastel der frühen Jahre, das eben auch den Reiz der ABMB ausmachte. Das findet jetzt vermehrt draußen statt. Und drinnen machen sich die Aussteller Gedanken darüber, wie sie diesen erwachsen gewordenen Marktplatz sinnvoll nutzen können. Die Gemischtwarenläden gibt es natürlich immer noch, und sie überwiegen sogar. Doch einige Galeristen sind tatsächlich etwas einfallsreicher, als ihr ganzes Programm accrochagemäßig in der Koje auszubreiten. Rosemarie Schwarzwälder (Galerie Nächst St. Stephan) etwa hat jetzt im zweiten Jahr ihren Stand durch Wände dreigeteilt, so dass die Werke der wenigen ausgestellten Künstler besser zur Wirkung kommen. Sogar Hauser & Wirth aus London und Zürich zeigen im Hauptteil ihres großvolumingen Standes sehr aufgeräumt ausschließlich Bilder von Guillermo Kuitca und Skulpturen von Roni Horn. "Jetzt, da wir so viele Messen machen, haben wir uns für klarere Auftritte entchieden", erklärt Vice President Marc Payot. Mehdi Chouakri aus Berlin nimmt zum ersten Mal teil und hat zur Belohnung gleich einen 85 Quadratmeter großen Eckstand bekommen. Er zeigt zwar fast sein gesamtes Galerieprogramm, hat sich aber so akribisch auf die Präsentation vorbereitet, die wechselnden Hängungen mit jeweils nur einem Werk jedes Künstlers wie konzeptuell aufeinander abgestimmte Ausstellungen wirken. Bauchladen ist out. Tornabuoni aus Paris ist gleich mit einer ganzen Soloshow sehr properer und zumeist marktfrischer Concetti Spaziali von Lucio Fontana zu seiner Premiere angereist. Wie weit die Art Basel Miami Beach von der Dauerparty der Vorkrisenjahre entfernt ist, lässt sich am Stand von Thaddäus Ropac aus Salzburg und Paris bewundern: Hier hängt großformatiges Schmetterlingsdiptychon von Damien Hirst aus dem Jahr 2007. Der aufgerufene Preis beträgt 1,7 Millionen US-Dollar. Beim Erstverkauf 2008 dürfte das Vanitasbild (in zwei Sinnen, wie man jetzt weiß) etwa das Doppelte gekostet haben. Das war eine ziemlich teure Party damals.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Basel Miami Beach
06 - 09.12.2012

Art Basel Miami Beach
Miami, Miami Beach Convention Center
http://www.artbaselmiamibeach.com/go/id/ss/lang/eng/


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