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VIENNAFAIR The New Contemporary: Wind aus dem Osten

Auf der VIENNAFAIR weht nun ein anderer Wind – aus dem Osten. Unter der Leitung von russischen Investoren, an der Spitze Sergey Skaterschikov und zwei schneidige, junge Kuratorinnen, Christina Steinbrecher und Vita Zaman soll eine offensive Markstrategie der VIENNAFAIR The New Contemporary als „fair of artbusiness“ zu globaler Bedeutung verhelfen. Geschmeidig aber unverblümt wurde bereits in zahlreichen Pressekonferenzen dargelegt, dass es nicht um ideelle Werte, sondern um geschickte Manipulation von Kunst als Ware und ertragbringendes Investment geht. Verträumte Idealisten sind desillusioniert, statt des Intellekts des vorjährigen Leitungsteams Schöllhammer/Saxenhuber gibt nun geschulte, kalkulierende marktorientierte Intelligenz die Richtung an. Dazu gehört auch das viel diskutierte, „fast“ laszive Werbeplakat, dessen Provokation offensichtlich zum Ziel geführt hat. Ein umfangreiches, diverse außerkünstlerische Lebensbereiche überschneidendes Rahmenprogramm ist als weitere Attraktion gedacht. Inhaltlich soll die VIENNAFAIR The New Contemporary zum internationalen Umschlagplatz, vor allem zur Schnittstelle zur Kunstszene des Ostens ausgebaut werden. Die Türkei soll nicht mehr Fokus darstellen, sondern als aktiver Partner mitwirken. Die Grenzziehung Ost- und Südosteuropa ist mit der Präsenz von sieben Galerien aus Russland und dem sogenannten „Vienna Quintet“ bereits ausgedehnt. Letzteres soll die aktuelle Kunst aus Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien, Kasachstan und der Ukraine einbinden. Die Ambitionen der neuen Leitung zeigen sich transgressiv, nicht nur im territorialen Sinn, sondern auch disziplinär, denn Kunst und Industrie seien als vereinbarende Vektoren wirtschaftlich zu nutzen. Als digitale Plattform wurde dafür „Vienna Click“ kreiert. So progressiv die Ambitionen auch klingen, so gewohnt ist dann das Erscheinungsbild der VIENAFAIR in der Messehalle. Die „neue“ russische Kunstszene hebt sich nicht wirklich ab von der europäischen, die Galerien aus Istanbul zeigen auch hierzulande bekannte KünstlerInnen. Die Anzahl der österreichischen Galerien ist zugunsten der internationalen Präsenz gegenüber dem Vorjahr verringert, aber stellt das erwartete Repertoire aus. Die Wiener Wirtschaftskammer blieb ihrer Tradition der Preisvergabe für gelungene Gestaltungen des Messestands an heimische Galerien treu. Wieder überzeugte Hubert Winter mit der feinsinnigen Präsentation von Fred Sandbacks radikal reduzierter Arbeit aus einer blauen elastischen Schnur und wurde mit dem „Established Gallery Price“ ausgezeichnet. Und wieder ging der „Emerging Gallery Price“ knapp an Viktor Bucher vorbei und an die Kooperation von Emanuel Layr und der New Yorker Galeristin Simone Subal. Die Qualität des Angebots ist insgesamt vielleicht etwas besser als im vergangenen Jahr. Sensationen gibt es keine, auch der Gestank von Christian Eisenbergers Pferdemist-Anstrich an Philipp Konzetts Koje hielt nicht lange an. Die erwartete russische Klientel sollte sich davon nicht sonderlich gestört fühlen. Ob Sergey Skaterschikovs Ankündigung der zahlreichen Investoren aus dem Osten realistisch ist, bleibt genauso spannend, wie die Reaktion oder Aktion der heimischen Galerienszene; stellt doch die neue Leitung der VIENNAFAIR The New Contemporary und ihre progressive Strategie eine Herausforderung dar - und zugleich eine Chance.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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VIENNAFAIR The New Contemporary
20 - 23.09.2012

Messe Wien
1020 Wien, Messezentrum Wien Neu, Halle A
http://www.viennafair.at
Öffnungszeiten: Do 11 - 19 h; Fr 11 - 21 h; Sa 11 - 19 h, So 11-18 h


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