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Sylvia Mutti 1979-2011

Den Artmagazine-LeserInnen war Sylvia Mutti bekannt durch ihre kritischen Beobachtungen und herrlichen Metaphern, aber auch durch ihre überaus treffenden Kommentare, die bei den Betreffenden nicht immer nur für Zustimmung sorgten. In einem Gespräch sagte sie einst: „Schreiben über Kunst soll erfreuen und empören.“ Diesem Motto ist sie treu geblieben. Ihr Interesse an zeitgenössischer Kunst war überaus vielfältig und sie schrieb gekonnt über unterschiedlichste Positionen wie Owen Land („Kakophone Berieselung“) und Fiona Tan („Im Kokon der Erinnerung“), Tracey Emin („Mehr als nur ein Bett“) und Ugo Rondinone („Traumwandlerische Melancholie“), Chantal Michel („Kunstvolles Märchenschloss“), Manon („Memento Mori im Hotel Dolores“) oder auch Urs Lüthi („Kunst als besseres Leben“). Bereits die Überschriften ihrer Ausstellungsbesprechungen machten Lust auf mehr und diese besondere Fähigkeit des lustvollen Schreibens brachte ihr den letztjährigen Schweizer Preis für Kunstjournalismus ein. Insbesondere das vielschichtige Werk von Urs Lüthi hatte es ihr angetan; so trug denn ihre 2005 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern abgeschlossene und ausgezeichnete Lizentiatsarbeit den Titel „Urs Lüthi: Trademark zwischen Kunst und Werbung“. Auch in der Wahl ihrer Studienfächer der Kunstgeschichte, Medienwissenschaften und Klassischen Archäologie an der Universität Bern zeigte sich das Interesse an der Kraft vielfältiger künstlerischer Ausdrucksformen. Während und nach dem Studium war Sylvia Mutti im Kulturschaffen des Kantons Bern überaus präsent und arbeitete in Galerien, im Kunstmuseum Bern, bei der Kunstsammlung der Mobiliar und dem Centre PasquArt in Biel mit. Stellvertretend für ihre Mitarbeit an Ausstellungen seien hier „Surréalités: Aspekte des Surrealen in der zeitgenössischen Kunst“ in Biel und „Hope + Despair“ in Aarau genannt. Seit Februar 2008 war sie als redaktionelle Mitarbeiterin im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft tätig. Als freie Kunstkritikerin arbeitete sie u.a. für die Berner Kulturzeitschrift „Artensuite“ und seit 2008 als Mitglied der Schweizer Redaktion für das Artmagazine.

Sylvia Mutti konnte begeistert über Kunst sprechen und schreiben; ebenso wie über Tanz, ihrer wahren Leidenschaft. Ihre Offenheit und Toleranz, ihre Beobachtungsgabe und Urteilsfähigkeit, vor allem aber ihr wunderbarer Humor werden uns fehlen. Einer ihrer letzten Beiträge über die Schließung der Galerie von Margit und Hans-Urs Haldemann in Bern trug den Titel „Abschied, Veränderung, Neubeginn“. Nun hat sich Sylvia Mutti am Stephanitag nach schwerer Krankheit von uns verabschiedet. Am 3. Februar wäre sie 33 geworden.

Mehr Texte von Harald Krämer

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