Werbung
,

Edgar Honetschläger: Von künstlerischen Fallstricken

Edgar Honteschläger - Linzer des Jahrgangs 1963 - lebt seit Jahren in Japan und setzt sich in seinem malerischen, filmischen und musikalischen Werken mit der japanischen Kultur auseinander. In der Galerie sind nun großformatige Leinwände zu sehen auf denen nur rudimentär Sichtbares wie eine „Shinto Priester Prozession“ skizziert ist. Mit Aquarellfarbe ausgemalt verschwindet das Gezeigte fast gänzlich in weißer Grundierung. Die aneinander gereihten Priester nehmen nur sehr wenig Raum ein. Die weiße Fläche hingegen dominiert. Auch bei einer Baumgruppe die zentriert auf einem Hügel steht ist rundherum ein Meer von weißer Farbe zu sehen. Für den europäischen Betrachter ist diese Art der Darstellung ungewohnt. Leinwände dienen Künstlern hier als Gestaltungsfläche. Auch wenn es dabei nicht mehr um Fragen der Zentralperspektive sondern um Farbfeldmalerei geht, oder das Bild als Körper, als Träger fungiert und wie bei Lucio Fontana verletzt wird. Honetschläger argumentiert die Leere in seinen Arbeiten mit der Zweidimensionalität der japanischen Bildkunst und der Aussparung der herkömmlichen Dreidimensionalität der europäischen Kunst. Außerdem meint er, dass fernöstliche Kunst Raum durch Weglassung erzeuge. Trotzdem kann man sich bei der Betrachtung der Arbeiten von Edgar Honetschläger nicht des Eindrucks erwehren, dass es sich hier ein Künstler zu leicht macht. Er scheint bloß Formen japanischer Zeichen- und Malkunst skizzenhaft zu imitieren, ohne ihnen verstärkt eigenes Leben einzuhauchen. Außerdem fragt man sich wozu für diese kleinen Arbeiten Formate von 135 x 290 Meter notwendig sind. Diese Wahl könnte man als eine künstlerische Tradition europäischer Maler interpretieren. Die Übersetzung von fernöstlicher Kunsttradition in einen zeitgenössischen (europäischen) Kontext gelingt hier nicht. Honetschläger argumentiert die Abwesenheit von Signifikantem mit einem Zitat des Soziologen Norbert Elias am Eingang der Galerie. Darin geht es um die Fragwürdigkeit der Freiheit des Individuums und seine Bedingtheit durch die jeweiligen gesellschaftlichen Zwänge. Elias kommt darin zum Schluss, dass der persönliche Handlungsspielraum des Individuums gesellschaftlich begrenzt ist. No na möchte man sagen. Und in einer so streng reglementierten Gesellschaft wie der japanischen umso mehr. Honteschläger zeigt in der Galerie aber auch einen vierminütigen Videoloop mit dem Titel „Wann werden wir uns erlauben um die Erde zu weinen.“ Hier ist der Künstler glaubwürdiger. Wir sehen Unterwasseraufnahmen, Hände die sich ineinander verschränken, Gesichter die mit einer Art Tätowierung dekoriert sind und rieselnder Sand, der schließlich von rieselnden Punkten am Bildschirm abgelöst wird. Das Gesicht des Protagonisten verliert sich in tausenden Punkten. Dazu sind knirschende Geräusche zu hören, die den Abgesang auf die Katastrophe von Fukushima glaubwürdig untermalen. Honetschläger der auch schon bei der documenta seine Filme zeigte ist in diesem Metier am Stärksten. Vielleicht ist in der Kunst manchmal weniger mehr und eine selbst ernannte künstlerische Botschaftertätigkeit für das künstlerische Gelingen gar nicht so von Nöten, (wenn nicht sogar hinderlich).
Mehr Texte von Susanne Rohringer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Edgar Honetschläger
15.11.2011 - 21.01.2012

Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: