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Giacometti Auktion in Paris

Ein Käfig für den Sammler Fast wäre die Auktion erst gar nicht zu Stande gekommen, die vergangenen Samstag von Christies in Paris abgehalten werden sollte. 38 Werke aus dem Nachlass des 1966 verstorbenen schweizer Künstlers Alberto Giacometti hatten für hitzige Diskussionen gesorgt. Entgegen Meldungen der APA und des ORF hat der juristisch und kostenintensive Dauerstreit zum Thema Giacometti - zwischen dem Verein Alberto und Anette Giacometti, den Brüdern der mittlerweile verstorbenen Witwe und den staatlichen Nachlassverwaltern - nicht mit der angestrebten Verhinderung der Auktion zu tun. Im Gegenteil. Die französischen Auktionskommissare waren mittels Klage auf die Barrikaden gestiegen. Nach der Aufhebung des Monopols Anfang des Jahres blieben ihnen einzig gerichtlich verfügte Versteigerungen vorbehalten. Und als solche wollte man den öffentlichen Verkauf der Giacometti-Arbeiten auch verstanden und über eine gerichtliche Verfügung verhindert wissen: Die Auktion sei illegal und als Zwangsversteigerung einzustufen lautete das Argument. Der Klage wurde stattgegeben, auch weil es sich bei der Einbringerin der Giacometti-Skulpturen Helene Da Camara, um die staatlich bestellte Nachlassverwalterin handelt. "Die Lagerung der Objekte, Versicherung derselbigen sowie die dreimalige Erstellung eines Inventars haben hohe Kosten verursacht", schildert die Frankreich-Korrespondentin des Standard Olga Grimm-Weissert. "Unter anderem auch von Madame Da Camara beanspruchte Honorare in der Höhe von etwa 530.000 Euro". Mit sechs Millionen Euro bezifferte Da Camara den aktuellen Bedarf. Bereits 1994 waren bei Tajan seitens des damaligen Nachlassverwalters Roland Dumas 14 Skulpturen und 4 Gemälde des Künstlers (6,4 Mio Euro) versteigert worden, um die laufenden Betriebskosten zu decken. Per Gerichtsentscheid durfte Christies die Auktion Ende vergangener Woche also offiziell nicht durchführen. Die Versteigerung fand schließlich im Hotel Drouot statt, dem Lokal der Pariser Auktionskommissare. Geleitet wurde die Auktion von Francois de Ricqle - praktischerweise hat der nunmehrige Vizepräsident von Christies Frankreich seinen ursprünglichen "Status als Zwangsversteigerer behalten", erzählt Grimm-Weissert. Der internationalen Klientel war es egal und sie langte kräftig zu. Im Minuten-Takt erteilte Ricqle den aus der ganzen Welt angereisten und übers Telefon präsenten Sammlern die Zuschläge. Der höchste Preis entfiel dabei auf einen posthumen Abguss. Für den 1950 entworfenen (1990 gegossenen) "La Cage" (Der Käfig) beliefen sich die Erwartungen auf 600.000-800.000 Euro - 1,74 Millionen (brutto) hinterlegte der schweizer Sammler Ernst Beyeler für die 90 Zentimeter hohe Bronzeskulptur. Bei einem Meistbotumsatz von 7,6 Millionen Euro ließ die Nachlassverwalterin Da Camara die Auktion abbrechen, die notwendigen sechs Millionen Euro waren eingespielt worden. Die übrigen, noch bereit stehenden 14 Skulpturen, wurden (bis zur nächsten Zwangsversteigerung) wieder verpackt.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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