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Gelungene Design-Premiere

40. Kunstauktion im Palais Kinsky Zum 40ten mal unterbreiteten die Wiener Kunstauktionen (WKA) dem Publikum eine Auswahl an Antiquitäten, zeitgenössischer Kunst sowie Jugendstil - und zum ersten mal auch in der Sparte Design. Gemäß der (jungen) Verkehrswertberechnungen als untere Taxe schaffte man in allen Kategorien einen Verkauf über "Wert". So etwa bei der restlichen Konkursware der Sammlung des (ehemaligen) Baulöwen Anton Kallinger. Auf knapp 380.000 Euro summierten sich die Meistbote für das etwa 100 Objekte umfassende Angebot; unter Vorbehalt wurden zusätzlich für 14 Positionen Zuschläge erteilt, für die noch Nachverhandlungen laufen (64.700 Euro). Und während sich das Wiener Publikum zurückhaltend gab - so mancher wollte sich nicht als "Leichenfledderer" betätigen - langte die ausländische Klientel kräftig zu. Für das Vierfache des Limits wechselte etwa eine Darstellung von Adam & Eva aus dem 16. Jahrhundert in eine Sammlung nach Liechtenstein (44.000) und zwei monströse Stiegenhaus-Bronzen (16.500) nach Deutschland. Parabeln zur Unberechenbarkeit des Marktes lauerten diesmal in den Sparten Zeitgenössischer Kunst und Design. In erstgenannter Kategorie blieb das hoch angesetzte Toplos - ein 1961 entstandenes Großformat von Günter Brus (110.000-200.000) - unbeboten, nicht einmal ein Zuschlag unter Vorbehalt konnte dem Publikum entlockt werden. Stattdessen erhitzte die "Große liegende Figur" von Fritz Wotruba die Gemüter. Das Interesse an der 1953 geschaffenen Bronze versiegte erst bei 170.000 Euro: ein Wotruba-Rekord, ein WKA-Jahreshöchstpreis, ein Spitzenergebnis in der Sektion Kunst nach 45. Mit einer Verkaufsquote von nur 46 Prozent blieb man allerdings sehr deutlich hinter den eigenen Vorgaben zurück, knapp 530.000 Euro sowie Nachzuverhandelnde 61.500. Gegen lähmende Saalstimmung kämpften die WKA am letzten Tag nahezu vergeblich. An die 90 Prozent der abgesetzten Posten wechselte via Telefon oder über Kaufaufträge den Besitzer (404.000). In der Sparte Jugendstil zeigten sich Objekte der Wiener Werkstätte dabei selektiv nachgefragt. Seiden-Stofffetzerln für horrende 3000/4000 Euro wollte niemand, hingegen schmucke Silberware derer viele. Für eine silberne Hoffmann-Henkelschale mit Mondsteinen im Cabochonschliff fiel der Hammer erst bei 20.000 Euro. Trotz kleiner Scharte schaffte eine Otto Prutscher zugeschriebene Stehlampe mit 35.000 Euro den höchsten Preis des Abends. Mit besonders amikalen Rufpreisen lockte schließlich die erstmals ins Rennen geschickte Designware. Und die Dumpingpolitik der WKA machte sich bezahlt: Die einen ergatterten Schnäppchen - etwa Joe Colombos Tube Chair für nur 5000 Euro, Ero Aarnios Globe Chair für 4000 Euro - und manch anderer berappte dann deutlich über dem Marktwert. Freilich, 18.500 Euro für sechs Stapel-Sitzer von Roland Rainer sind ein tolles Ergebnis, faktisch gerade ob der Herstellungsmenge aber völlig unverständlich. Vermutlich werden die WKA ob der drohenden Stapelstuhl-Schwemme Lagerflächen zumieten müssen und sich auf unzählige (marktregulierende) Diskussionen mit aufgeschreckten Hauswarten der Wiener Volkshochschulen vorbereiten dürfen.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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