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Karl-Heinz Ströhle - Ornament und Aformation: Eine (kleine) Offenbarung

Der alte Ölturm im Otten-Areal in Hohenems im Vorarlberger Rheintal dient heute als „Black cube“. Das dort gezeigte „Video im Öltank – Gerda 2011“ ist nichts weniger als eine (kleine) Offenbarung. Im Inneren des kreisrunden Raumes wird dieses Video wie ein gotisches Rosenfenster an die Wand geworfen, im Zentrum kein Christus, sondern eine schwarzgekleidete Tänzerin, die sich wie eine Raupe in ihrem Kokon durch Stahlbänder kämpft. Der biegbare Federstahl, der aus einer Deformation oder eben „Aformation“ wie sich der Künstler ausdrückt, immer wieder in seine ursprüngliche Lage zurückkehrt, könnte ohne Frage als springender Punkt im Schaffen des in Wien lebenden Vorarlbergers Karl-Heinz Ströhle gesehen werden. Seine Malerei, die rein zahlenmäßig ein Großteil der Werke ausmacht, wendet diese Bewegungen von der Drei- in die Zweidimensionalität. Jackson Pollocks „All over“ ist hier ganz nahe, wenn es bei Ströhle auch scheint, als ob komplizierte und doch einfache mathematische Berechnungen die Ausgeglichenheit der Werke bestimmen. Die prallen Formen erinnern auch an Picasso oder Henry Moore. Im zur Ausstellung erscheinenden englisch/deutschen Katalog greift der emeritierte Hochschulprofessor Bazon Brock von Goethe bis Punk nach den Sternen, um die „Ströhle´schen Aformationen“ seines einstmaligen Schüler an der Angewandten in den Jahren 1979-1980 in einen umfassenden geistesgeschichtlichen Kontext zu stellen.

Die Hohenemser Textilfirma Otten gehört zu den letzten Sauriern der untergegangenen Vorarlberger Textilindustrie. Wilhelm Otten krönt seine sammlerische Tätigkeit mit der aktiven Bespielung seines Otten Kunstraum. Heute beherbergt das große Areal u.a. Locations für schicke Upper-Class Partys, Caritasbetriebe für alte Möbel und Klamotten und die Sortierhalle der örtlichen Post. Im Außenraum sind jede Menge Outdoor-Skulpturen zu begutachten, von Tone Fink bis zum russischen Konstruktivismus, und neuerdings auch eine 3 x 3,9m große Federstahl Skulptur von Karl Heinz Ströhle. Das Konzept, die ehemals wuchernden Industriebauten mit hochwertiger Kunst interessant und besuchenswert zu machen, geht hier an der stillen, südlichen Peripherie von Hohenems mit Kalibern vom Format eines Karl Heinz Ströhle voll auf.

Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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Karl-Heinz Ströhle - Ornament und Aformation
28.09.2011 - 31.05.2012

Otten Kunstraum
6845 Hohenems, Schwefelbadstrasse 2
Tel: +43 5576 90 400, Fax: +43 5576 70 4200
Email: mail@ottenkunstraum.at
http://www.ottenkunstraum.at
Öffnungszeiten: Do 16:00 - 20:00


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