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Maria Anwander & Ruben Aubrecht - Mögliches Resultat einer gemeinsamen Arbeit: Bewerbung als Hofnarr

Ein fast leerer Galerieraum, nur einige Zettel sind an den Wänden angebracht. In einer Ecke, hinter einer leeren Stellwand steht auf die Wand gekritzelt: „I knew someone in the jury“ – wie ein verschämtes Bekenntnis, das möglichst niemand hören oder lesen soll. Dass eine solche Aussage als eigenständiges Kunstwerk genau den gegenteiligen Effekt hat und damit – nicht ohne Selbstironie – die Frage nach der Fairness einer Jury als Institution stellt ist hier Teil des Gesamtkonzeptes der Schau. Sich mit den oft fragwürdigen Mechanismen des Kunstbetriebes auseinander zu setzen ist eine gute Tradition kritischer KünstlerInnen, und genau das wird hier witzig und konsequent getan. Anwander und Aubrecht verzichten auf jede Form von Kunstobjekt und stellen einzig Dokumente aus, die ihre Beziehung zum Kunstmarkt dokumentieren. Dass ein ablehnender Brief der Magistratsabteilung 7 Kultur – also genau jener Abteilung welche das MUSA und die Startgalerie betreibt – unter den gezeigten Exponaten zu finden ist, ist eine besonders gelungene Pointe die die ganze Absurdität der Vergabe von Fördergeldern und der Bewertung von Kunst an sich zeigt. Mit dieser Ausstellung stellen sich die beiden KünstlerInnen in eine lange Reihe kritischer KünstlerInnen, die von Warhol über Dalí und Beuys bis zu Daniel Spörri reicht. Stets sind diese Positionen scheinbar gegen den Markt und die Mechanismen, wie Kunst dort bewertet wird, gerichtet. Nicht selten sind es aber genau diese Positionen, die besonders gerne gekauft werden, ist doch der Gewinn ein doppelter: nicht nur zeigt man Offenheit für moderne konzeptuelle Kunst, sondern man leistet sich auch den Luxus jemanden dafür zu bezahlen, dass er einen kritisiert. Gewissermaßen also eine moderne Form des Hofnarren, der ja auch oft als einziger befugt war sich kritisch über die Herrschenden zu äussern, die ihn noch dafür bezahlten. Konsequenzen hat dieses Tun damals wie heute keines für die, die Macht haben und so scheint es nur logisch wenn die Dokumente der Verweigerung und des Scheiterns am Markt dann zwischen 1600 und 3000 Euro kosten.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Maria Anwander & Ruben Aubrecht - Mögliches Resultat einer gemeinsamen Arbeit
22.07 - 01.09.2011

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


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