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Karim Noureldin – INTEGRAL: Things that look like art

Gegenwärtig gibt es in Basel beim Garagisten von Bartha eine eher museal anmutende Ausstellung zu sehen. Inmitten eines paraventartigen Reigens von Zeichnungen des Zürcher Künstlers Karim Noureldin findet sich eine aus drei Schauseiten bestehende insuläre Installation mit Werken anderer Künstler, die Noureldin aus der Sammlung von Bartha ausgewählt und im Verständnis eines klassischen Pendantsystems arrangiert hat. Pendantsystem mag hier befremdend klingen und doch gibt jene altehrwürdige Bezeichnung für die gute alte Inszenierung in den Gemäldesammlungen des 19. Jahrhundert am treffendsten wieder, was dort zu sehen ist. Noureldins eigene zeichnerische Formensprache, zwischen linearen Biomorphismen und kristallinen Geometrismen zärtelnd, tritt in Widersprüche mit den sie umgebenden Objekten. Hierbei sind die einzelnen Wandarrangements ein Prise zu klassisch, zu perfekt und zu brav gestaltet. Doch ein Pendantsystem lebt von den überraschenden Begegnungen und wenn sich Noureldin mit den stillen, „Eskapaden“ genannten Zeichnungen von Perrine Lievens oder den Gouachen (1946) von Juan Mele paart, dann sind dort Gleichgesinnte am Werk. Überraschender hingegen die starken Kontraste. Was Klaphecks Handschuh (1988) oder das Gemälde von Yves Laloy oder Camille Graesers mondrianeske „Konstruktion“ von 1953 mit den sie umgebenden Zeichnungen Noureldins gemein haben, bleibt vorerst verborgen. Manche von ihnen sind als einzelne bewusst gesetzte Kontrapunkte zu verstehen, andere hingegen verstärken sich erst in ihrer Vielfalt. Um dieses Zusammenspiel würdigen zu können, löst man sich am besten von den Wänden und beachtet umherschreitend die Durchblicke dazwischen. Denn diesem Dazwischen, welches in Noureldins eigenen Zeichnungen so leicht eingefangen wird, gilt sein ganzes liebevolles Arrangement. So wird der Blick vom ornamentalem Gewebe des Brion Gysin (1979) an Terry Haggertys „Overlay“ (2008) hin zu einer scheinbar anmutig knieenden Form Noureldins hinübergeleitet. Dort finden sich auch die Farben Gysins wieder. Auch das helle Blau und strahlende Grün der Farben der „Deeply Superficial Objects“ von Frédéric Dedelley (2007) wird als Farbzitat einer gleichfarbigen Zeichnung gegenübergestellt. Oder der wunderbare Kontrast, welcher zwischen der „horizontalen Verteilung“ (1969) des Gerhard von Graevenitz und den roten Rauten und Rhomben Noureldins gebildet wird. Ebenso anmutig die gezeichneten Veduten Frederic Cordiers. An einem anderen Ort findet der Abschluss der Verlängerung einer Achse, welche aus hölzernem Tisch und Hocker, zementenen Stühlen von Nicolas le Moigne und Ernst Müller und einem Freischwinger von Alvar Aalto gebildet wird, sich in der Räumlichkeit der Zeichnung wieder. Ob Zoderers transparente Papiere der frühen 1990er Jahre oder die linearen Stuhlgebilde Alfredo Häberlis (2004), ob die ornamentalen Raster Frederic Cordiers oder die „Dreammachine“ von Brion Gysin (1975), immer wieder öffnen sich der Seherfahrung erfrischende Impulse. Des Rätsels mögliche Lösung findet sich in den Titeln zweier Werke von John Wood und Paul Harrison wieder. So folgt man beim Betrachten dieser „Things that look like art“ (2009) einem unsichtbaren dreidimensionalen Liniengefüge, welches „Over and Over“ (2009) zu neuen Konstellationen und Eindrücken führt und schlussendlich glaubt man in den endlosen Linien Karim Noureldins den eigenen gegangenen Weg wiederzuerkennen.
Mehr Texte von Harald Krämer

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Karim Noureldin – INTEGRAL
05.03 - 14.05.2011

von Bartha
4056 Basel, Kannenfeldplatz 6
Tel: +41 61 322 10 00
Email: info@vonbartha.com
http://www.vonbartha.com/
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 11-17 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
KN
KN | 27.05.2011 09:16 | antworten
Harald Krämer: Danke für den Besuch. KN

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