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Ägypten für Daheim gebliebene. Norbert Bittners Phantasien vom Land am Nil aus der Zeit des Biedermeier: Reisebilder ohne Reise

Ein wenig mag es so aussehen als sei die Ausstellung „Ägypten für Daheimgebliebene“ im Liechtensteinmuseum als kunstgeschichtliche Antwort auf das politische Geschehen der vergangenen Monate in Nordafrika entstanden. Tatsächlich geht die Idee zur Exposition von 26 Ansichten des niemals in Ägypten gewesenen Norbert Bittner (1786-1851) auf das Jahr 1995 zurück. Damals hatten sich Johann Kräftner vom Liechtensteinmuseum und Monika Knofler vom Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste die insgesamt 57 Blätter der fingierten Reise vom Land am Nil angesehen. Dank akribischer Recherchen und guter Vorlagen aus drei Werken, die im Zuge von Napoleons Feldzügen nach 1809 in Europa grassierenden „Ägyptomanie“ geschrieben wurden, sind Ansichten entstanden, die dem Vergleich mit der Wirklichkeit standhalten – wenn man von ein wenig „dichterischer Freiheit“ zu Gunsten von Komposition und Ästhetik absieht. Norbert Bittner ist ein in Vergessenheit Geratener. Zu seinem 160. Todestag am 25. April widmet man ihm diese Werkschau. Er war zunächst Schüler der Landschaftsmalerei an der Akademie, wechselte dann in die Architekturklasse über. Vier Jahre Unterricht am k.k. Konvikt machten ihn zum Zeichenlehrer Franz Schuberts. Für Joseph Platzer und Antonio de Pian fertigte er die Radierungen ihrer Bühnenentwürfe an. Diese Ausbildung war die beste Voraussetzung für Auftragsarbeiten des Grafen Rasumofky zu denen die vorliegenden Werke zählen. Ergänzt wird in bewährter Weise durch andere Exponate, zum Teil aus Liechtenstein’schem Bestand: Bücher von Athanasius Kircher und Bernard de Montfaucon, Fischer von Erlach und G.B. Piranesi. Eine kuriose Kommode stammt aus der Erzabtei St. Peter in Salzburg. Sie diente zur Aufbewahrung der „Description de l’Egypte“ von Franz Christian Gau, die Bittner inspirierte. Das 1828 gelieferte monumentale Empiremöbel zeigt die Hauptfassade des Hathortempels von Denderak. Dieselbe Fassade diente dem Pariser Hofuhrmacher Lépine als Vorbild für ein Uhrgehäuse für Kaiserin Joséphine. Die Damenappartements beherbergen diesmal Bilder des holländischen und flämischen Barock. Neben großen Namen wie Brueghel, Rubens und Jordaens mit denen im Titel gelockt wird, sind auch Hauptwerke weniger bekannter Meister zu bewundern. Die Hohenbuchau Collection ist eine „junge“, sehr qualitätvolle Privatsammlung aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde dem Museum als Dauerleihgabe anvertraut.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Ägypten für Daheim gebliebene. Norbert Bittners Phantasien vom Land am Nil aus der Zeit des Biedermeier
27.05 - 20.09.2011

Liechtenstein Museum (geschlossen)
1090 Wien, Fürstengasse 1
Tel: +43 / 1 / 319 57 67 - 252, Fax: +43 / 1 / 319 57 67 - 255
Email: info@liechtensteinmuseum.at
http://www.liechtensteinmuseum.at
Öffnungszeiten: Freitag bis Dienstag 10.00–17.00 Uhr, Mittwoch und Donnerstag geschlossen


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Verlässlichkeit
Günter Stickler | 14.06.2011 10:06 | antworten
Vom artmagazine erwarte ich mir aktuelle und zuverlässige Information. Warum geben Sie für das Liechtenstein-Museum Öffnungszeiten an, die seit Jahren nicht mehr gültig sind?

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